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Achtung, Stolperfalle!

Als ob Schnee- und Eisglätte nicht reichen, bekommen es Fußgänger jetzt noch mit einem dritten Problem zu tun.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Nachts gefriert die Nässe, tagsüber taut sie wieder. Aus der Schneedecke ist auf vielen Fußwegen längst eine gefährliche Rutschbahn aus Eisflächen geworden. Aber auch dort, wo vorschriftsmäßiger Winterdienst gemacht wird, taucht jetzt an etlichen Stellen ein Frostproblem auf. Zum Beispiel auf Riesas Boulevard, der Hauptstraße. An der Commerzbank und dem Nachbargebäude liegen etliche Gehwegplatten jetzt derart locker, dass sie beim Drauftreten nachgeben und mit einem vernehmlichen Klack in die ursprüngliche Position zurückfallen. Passanten schauen überrascht nach unten, wenn sie darüber laufen. Wenn sie nicht vorher schon die neuerdings schief liegenden Exemplare entdeckt haben, die teils gefährliche Stolperfallen bilden.

Das Phänomen gibt es momentan nicht nur an der Riesaer Hauptstraße, sondern auch auf dem Gehweg an der Alleestraße – und anderswo im Stadtgebiet. „Bei diesen Schäden handelt es sich um Frostaufbrüche“, sagt Stadt-Sprecher Uwe Päsler. An den Stellen sei Wasser eingedrungen, konnte aber nicht versickern – weil der Untergrund noch gefroren ist. Das Wasser gefriert wieder, das dabei entstehende Eis hebt die Platten an. Ähnlich kann es bei einer Asphaltdecke passieren, die dann ebenfalls beschädigt wird. „Aus unserer Sicht ruft der rasche Frost-Tau-Wechsel diese Schäden hervor“, sagt der Rathaussprecher. Das trete derzeit sehr häufig auf.

Räumliche Schwerpunkte gäbe es keine. Allerdings führt die Stadtverwaltung zu dem Thema auch keine speziellen Untersuchungen durch. Auffällig sei aber, dass es sich größtenteils um Fußwegplatten aus DDR-Zeiten handelt. „Neuere Technologien haben einen tieferen Unterbau, der das massive Eindringen von Wasser verhindert“, sagt Uwe Päsler. Der Gehweg an der Commerzbank hat allerdings dasselbe Problem, auch wenn er offenkundig aus den Nachwendejahren stammt. Was also tun? Kurzfristig könne man bautechnisch nichts machen, sagt der Stadtsprecher. Einiges setze sich nach der Frostperiode, wenn die Nässe raus ist, von selbst wieder. Ansonsten werde die Stadt nach dem Winter die Schäden kontrollieren und Reparaturen durchführen – im Rahmen der Möglichkeiten.

Das verhindert allerdings, dass beim nächsten richtigen Winter dasselbe Problem an denselben Stellen auftritt. „Eine nachhaltige Lösung wäre der grundhafte Ausbau nach heutigem Stand der Technik“, sagt Uwe Päsler. Das jedoch ist leichter gesagt als getan: So ein Ausbau sei eine Frage der Finanzen für Investitionen – und könne sicher nur schrittweise über lange Zeiträume geschehen. Bleibt die schnelle Lösung: das Absichern der Gefahrenstelle. „Das jetzige Ausmaß übersteigt aber die Möglichkeiten“, sagt Uwe Päsler. „Derzeit haben wir den Weg am Rathausplatz vor der öffentlichen Toilette gesperrt, die Stelle vor der Commerzbank und den Platten-Fußweg Hohe Straße.“ Auch an der Kita „Kunterbunter Schmetterling“ gibt es eine Sperrung – die hat aber mit diesem Problem nichts zu tun. Das ist eine Baustelle der Stadtwerke. „In diesen Abschnitt kommt dann im Übrigen auch modernes Pflaster rein“, sagt der Rathaussprecher.

Seine Kollegen von der Straßenaufsicht des Stadtbauamts sind regelmäßig unterwegs, um Straßen und Gehwege zu kontrollieren. Dafür gibt es ein striktes System aus fünf Stufen, je nach Verkehrsbedeutung der Straße. Das reicht von „klassifizierten Straßen von besonderer überörtlicher und örtlicher Bedeutung“ mit zwei Kontrollen pro Woche über einmal wöchentlich (andere Straßen von überörtlicher und örtlicher Bedeutung), einmal zweiwöchentlich (übrige Straßen) und einmal in vier Wochen (ausgebaute Wege) bis zu alle drei Monate (nicht ausgebaute Feld- und Wirtschaftswege).

„Generell besteht jedoch auch eine Mitverantwortung der Wegebenutzer. Jeder hat sich auf die gegebenen Straßen- und Wegeverhältnisse einzustellen“, sagt Uwe Päsler. Teilweise gäbe es beidseitig Gehwege – und notwendige Umwege seien in der Winterperiode zumutbar.