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Achtung, Kontrolle!

Schengen ist vorübergehend ausgesetzt. Bei Reisen nach Polen gibt es deshalb jetzt einiges zu beachten.

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© Pawel Sosnowski

Von Matthias Klaus

Görlitz. Angler Alan Mazur steht ein wenig abseits der Görlitzer Stadtbrücke am polnischen Ufer an der Neiße. Mit ein paar schnellen, geübten Handgriffen fädelt er einen Wurm auf den Angelhaken. Der Mann aus der Nähe von Zgorzelec wirft die Angel samt Wurm am Haken in die Neiße. Er hat das Treiben dort oben auf der Brücke gut im Blick. Typisch Angler, geduldig, ruhig. Ja, sagt der Pole, er wisse, dass in diesen Tagen wieder stärker an der Grenze kontrolliert wird. Aber auf der Stadtbrücke? „Nie“, nein’, das hat er in den vergangenen Tagen nicht beobachtet. Der Verkehr rollt, von Kontrolle keine Spur. Denn die findet anderswo statt – an der Autobahn.

Noch bis zum 2. August hat Polen an den Schengen-Binnengrenzen wieder ein besonderes Auge auf Einreisende. Gründe dafür gibt es gleich mehrere: der Nato-Gipfel am Freitag und Sonnabend, der Weltjugendtag vom 26. bis 31. Juli in Krakau samt angekündigtem Papstbesuch. „Temporäre Anwendung des Schengener Grenzkodexes“, heißt es im Beamtendeutsch, wenn Reisende gen Osten wieder kontrolliert werden. Seit Sonntag ist das der Fall, sagt Michael Engler, Sprecher der Bundespolizeiinspektion Ludwigsdorf. Das bedeutet, polnische und deutsche Bundespolizisten schauen sich zusammen Fahrzeuge und vor allem die darin Reisenden an. Ludwigsdorf bietet die Besonderheit der gemeinsamen deutsch-polnischen Dienststelle.

Verkehr rollt trotzdem

„Stau hat es wegen der Kontrollen bisher nicht gegeben“, sagt Michael Engler. Polnische und deutsche Grenzschützer haben bereits gemeinsam Fahrzeuge in den vergangenen Tagen kontrolliert. „Stichprobenartig“, sagt der Sprecher der Bundespolizei in Ludwigsdorf. Die Autobahn wurde dazu auf eine Spur verengt, die Geschwindigkeit auf 40 Stundenkilometer herabgesetzt. „Manchmal haben wir Probleme mit Lkw-Fahrern, die sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten“, schildert Michael Engler. Der Verkehr laufe trotz der Kontrollen aber ganz normal. Laut polnischem Innenministerium soll mit den Stichproben die Sicherheit der Veranstaltungen im Nachbarland gewährt werden. „Es geht nicht so sehr um den kleinen Grenzverkehr, wie er in Görlitz auf der Stadtbrücke abläuft. Im Blick ist vor allem der Fernverkehr eben über die A 4“, sagt Bundespolizeisprecher Michael Engler. Dabei gehe es nicht unbedingt um einreisende deutsche oder polnische Laster, sondern Fahrzeuge aus Drittstaaten, sagt Michael Engler. Diese stünden derzeit verstärkt im Blick der Polizei.

Regeln für Touristen

In der Stadt Görlitz selbst macht sich der Grenzkodex, also die zeitweise Einführung der Kontrollen, bisher nicht bemerkbar. Es gebe derzeit „keine Kenntnisse über negative Einflüsse auf den Straßenverkehr“, heißt es aus dem Ordnungsamt der Stadt. Und „Beeinträchtigungen sind uns in dem Zusammenhang nicht bekannt“, so Tobias Sprunk, Sprecher der Polizeidirektion Görlitz. Die vorübergehende Regelung ist allerdings für Touristen beachtenswert. Denn sie können schnell bei einer zufälligen Kontrolle in die Falle einer Ordnungswidrigkeit tappen. Denn mit der zeitweisen Regelung dürfen nur noch anerkannte Grenzübergangsstellen benutzt werden. Das dürfte vor allem für Paddler auf der Neiße interessant sein. Einfach mal am gegenüberliegenden, polnischen Ufer anhalten und aussteigen – das ist in diesen Tagen eine Ordnungswidrigkeit. Bis zu 115 Euro kann das kosten – wenn man erwischt wird. „Die polnischen Beamten können an jeder Stelle der Grenze kontrollieren“, sagt Bernd Förster, Sprecher der Bundespolizeidirektion Pirna. Auf jeden Fall gilt: Bei Reisen nach Polen jetzt unbedingt Ausweis oder Pass dabeihaben.

Die Einengung der Fahrbahn auf der Autobahn wird bestehen bleiben, bis der Grenzkodex wieder geändert wird. Alan Mazur stört das bei seinen Angelversuchen in der Neiße wenig. „Egal ob Kontrolle oder nicht, Hauptsache, sie beißen“, schmunzelt er.