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Achtung Feiertag!

Der Reformationstag fällt ausgerechnet aufs Wochenende – manch einen in Löbau-Zittau freut das gleich doppelt.

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© Matthias Weber

Von Anja Beutler und Mario Sefrin

Petra Krüger zieht mit gelber Kreide die Buchstaben auf dem Aufsteller nach. Aufgeschrieben hat die Verkäuferin der Bäckerei Bachmann in der Neugersdorfer Filiale allerdings keine leckeren Angebote, sondern eine Erinnerung an den Feiertag an diesem Sonnabend. Am Reformationstag bleibt nämlich nicht nur bei Bachmanns der Ofen aus und die Ladentür verschlossen. Schon zu Monatsanfang hatte die Bäckerei ausnahmsweise an einem Sonnabend zu – Feiertagsruhe zum Tag der deutschen Einheit.

Einige Kunden hatten das bei ihrem Freitagseinkauf noch nicht auf der Rechnung: „Als wir ein schönes Wochenende gewünscht haben, waren manche erst ein bisschen verdutzt“, sagt Doreen Bachmann. Und bevor es bei manchem ein Erwachen ohne Semmeln gibt, baut der Familienbetrieb lieber vor und erinnert an diese seltene Besonderheit. Denn etwas Besonderes ist es für die Bäckerfamilie in der Tat: Ein echtes Wochenende mit zwei freien Tagen kommt nicht oft vor. Deshalb genießen Bachmanns und ihre Angestellten die zweifach glückliche Fügung in diesem Jahr besonders.

Während diejenigen, die am Wochenende immer freihaben, Feiertage am Wochenende wohl weniger mögen, ist das für die Handelsbranche ein Geschenk. „Wir werden an diesem Sonnabend Kaffeegäste haben – Familienbesuch“, freut sich Doreen Bachmann. Das sei sonst fast nie möglich, weil viele am Sonnabend normalerweise im Dienst sind.

Im Dienst ist sonst eigentlich auch Bernd Seffner. Für den Löbauer Uhrmachermeister, der seine Schmuckstücke am Promenadenring verkauft, ist dieser Sonnabend ebenfalls ein echter Feiertag. „Ehrlich gesagt, freue ich mich darüber“, sagt er. Denn so haben er und seine Frau die Chance, etwas zu unternehmen, Familienbesuch zu machen, der sich sonst wegen der Entfernung nicht lohnen würde.

Verschnaufpause für Händler

Dass er an diesem Sonnabend nun nichts verkaufen kann, sieht er nicht so eng. Denn die Adventszeit ist nah und damit in Löbau zwei Einkaufswochenenden: „Durch den Wichteltag und den Weihnachtsmarkt haben wir zwei verkaufsoffene Sonntage im Dezember und an den Sonnabenden zuvor sind wir ja auch für die Kunden da“, sagt Seffner. Da tue eine Verschnaufpause vor dem Weihnachtsgeschäft noch einmal ganz gut, erklärt der Uhrmachermeister.

Dass die Läden am Sonnabend wegen des Feiertages geschlossen sind, ist in Sachsen natürlich bekannt. In den beiden Nachbarländern Tschechien und Polen kann das nicht unbedingt vorausgesetzt werden. Irren also morgen Kunden aus diesen beiden Ländern auf der Suche nach Einkaufsmöglichkeiten durch die grenznahen Orte? Gerade in Zittau sind jeden Sonnabend viele Tschechen in den Einkaufsmärkten unterwegs, unter anderem in den beiden Kaufland-Märkten in der Stadt. Doch dort hat man in Bezug auf den Feiertag keine besonderen Maßnahmen getroffen. „Das ist auch nicht nötig“, sagt Kaufland-Pressesprecherin Andrea Kübler. „Wir haben festgestellt, dass gerade unsere tschechischen Kunden immer bestens informiert sind.

Darum ist auch nicht geplant, unsere Kunden extra auf den bevorstehenden Feiertag hinzuweisen.“ Immerhin habe man in dieser Hinsicht eine langjährige Erfahrung, so Frau Kübler. Und schließlich habe es auch beim Tag der deutschen Einheit keine Probleme damit gegeben, dass der Markt geschlossen war. „Wir haben jedenfalls keine Beschwerden dazu bekommen.“

Davon ist auch Jochen Groß nichts bekannt. Der Inhaber des Elektronikfachgeschäfts beim Kaufland in Zittau-Pethau weist darum ebenfalls nicht auf den bevorstehenden Feiertag hin. Er freut sich mit seinen 25 Mitarbeitern auf diesen freien Tag. „Schließlich haben unsere Verkäufer in der Regel nur einen freien Sonnabend im Monat“, sagt Groß. Außerdem stehe nun bald das Weihnachtsgeschäft an: „Im Dezember haben wir an den Sonnabenden sogar bis 18 Uhr geöffnet. Da kommt ein solcher Feiertag außer der Reihe, wie jetzt schon gelegen“, sagt Jochen Groß.

Ende des Jahres haben Händler dann wieder eine Verschnaufpause – denn auch die beiden Weihnachtsfeiertage fallen auf Freitag und Sonnabend.