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Acht neue Wohnungen für Rietschen

Das Mehrgenerationenhaus am Lausitzer Eck wird Wirklichkeit. Aber die Finanzierung ist ein Wagnis.

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© André Schulze

Von Alexander Kempf

Rietschen. Nicht nur ein, sondern gleich zwei Darlehen braucht es, damit die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Rietschen das langgeplante Mehrgenerationenhaus im Rietschener Zentrum bauen kann. Ein Kredit über 543000 Euro soll bei der KfW-Bank aufgenommen werden. Außerdem will sich das Tochterunternehmen der Gemeinde Rietschen noch 400000 Euro beim Abwasserzweckverband Schöpsaue leihen. Nur mit diesen beiden Darlehen ist die Finanzierung des rund 1,3 Millionen teuren Neubaus möglich. Denn der Großvermieter kann lediglich Eigenmittel von 300000 Euro einbringen. Weitere 100000 Euro schießt die Gemeinde Rietschen zu.

Wer diese komplexe Finanzierung sieht, der kann nachvollziehen, warum das Bauprojekt den Beteiligten in der Vergangenheit Kopfzerbrechen bereitet hat. Um Kosten zu senken, ist der Bau bereits abgespeckt worden. Ein ursprünglich geplantes Obergeschoss mit zwei zusätzlichen Wohnungen wird nun nicht mehr gebaut, da ein Aufzug zu teuer gewesen wäre. Doch auch die verbliebenen 1,3 Millionen Euro Baukosten müssen im Nachhinein erst einmal erwirtschaftet werden. „Es ist eine Herausforderung, das über die Miete hinzukriegen“, sagt Rietschens Bürgermeister Ralf Brehmer. Die acht barrierefreien Wohnungen messen zwischen 37 und 47 Quadratmeter. „Für betreutes Wohnen ist das schon fast zu groß“, so der Bürgermeister.

Trotzdem stimmen die Rietschener Gemeinderäte mehrheitlich für den Bau. „Wir müssen mit der Fläche sowieso etwas machen“, sagt Gemeinderat Helmut Perk. Warum also nicht Wohnraum mit einem erhöhten Standard und geringeren Betriebskosten schaffen? Mit monatlich rund 3900 Euro Mieteinnahmen kalkuliert die Wohnungsbaugesellschaft Rietschen für das Haus. Vorausgesetzt es sind auch alle acht Wohnungen vermietet. Und davon ist nicht jeder Gemeinderat überzeugt.

Torsten Lorenscheit ist einer von zwei Gemeinderäten aus Rietschen, die gegen das Projekt stimmen. Auch weil die Bank zusätzliche Sicherheiten verlangt und die Wohnungsgesellschaft Rietschen ein bisher noch unbelastetes Grundstück als Pfand anbieten muss. „Das ist für mich ein großes Hemmnis“, sagt Torsten Lorenscheit. Denn dem Tochterunternehmen der Gemeinde werden seiner Meinung nach in den kommenden Jahren eine große Last aufgebürdet. Die Befürworter des Bauprojekts halten dagegen, dass die Wohnungsbaugesellschaft in den kommenden Jahren Steuern spart.

Laut Geschäftsführer Wilhelm Fischer soll der Bau nach seiner Fertigstellung auf drei Jahre abgeschrieben werden. Er rechnet in dieser Zeit mit einem negativen Ergebnis für die Wohnungsbaugesellschaft. Auf die Liquidität des Unternehmens soll das Großprojekt aber keine Auswirkung haben. Der Geschäftsführer wirbt für das Bauvorhaben. „Wir gehen davon aus, dass es gut vermietet sein wird“, sagt er. Der Beirat der Wohnungsbaugesellschaft hatte sich schon im Vorfeld für den Bau des Mehrgenerationenhauses ausgesprochen.

Nach der schwierigen Entscheidung könnte es nun sehr schnell gehen. Denn die Baugenehmigung für das Mehrgenerationenhaus liegt bereits vor. Wilhelm Fischers Ziel ist es bisher gewesen, noch in diesem Jahr die Bodenplatte zu setzen. Die Gemeinde hat das rund 770 Quadratmeter große Areal bereits 2009 erworben. Damals stand darauf noch die Gaststätte Lausitzer Eck. Sie ist bereits im vergangenen Sommer abgerissen worden.