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Abschied von Jochem Knie

Der Holzkünstler Jochem Knie ist tot. Wird sein spannendes Werk nun gerettet? Er hat das legendäre Ratsherren-Bild in Radeberg geschaffen.

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© Wolfgang Seifert

Von Jens Fritzsche

Sein wohl bekanntestes Werk ist heute hinter einem Schrank voller Akten versteckt. Das grandiose Ratsherren-Gemälde nämlich, das einst im Ratskeller direkt am Radeberger Markt die Gäste beigeisterte. Heute ist der Ratskeller längst keine Gaststätte mehr, sondern hier haben die Pflegekräfte der Sozialstation der Volkssolidarität ihren Stützpunkt – und die brauchen Platz für Schränke und Akten. Auch die liebevoll geschnitzte Theke samt des Riesenfass-Reliefs haben hier keinen Platz mehr. Im einstigen Ratskeller erinnert nicht mehr viel an ihn, an den bekannten Holz- und Lederkünstler Jochem Knie.

Jochem Knie im Frühjahr 2000 bei der Arbeit im Ratskeller.
Jochem Knie im Frühjahr 2000 bei der Arbeit im Ratskeller. © Wolfgang Seifert

Am 16. September ist er nach schwerer Krankheit in seiner Wahlheimat Papstdorf bei Königstein gestorben; gestern beerdigten ihn seine Freunde. Auch aus Radeberg machten sich viele auf den Weg hinüber in die Sächsische Schweiz. Radebergs OB Gerhard Lemm und die Stadträte Wolfgang Seifert und Detlev Dauphin zum Beispiel. Sie waren damals – im Frühsommer 2000, als Knie sein Ratsherrenbild schuf – in historischem Gewand auf die Wand gekommen. Eine ungewöhnliche Idee, eine historische Ratsherrenrunde mit aktuellen Köpfen zu versehen. Nicht nur aus dem damaligen Stadtrat, sondern auch einige Unternehmer wurden dort sozusagen verewigt. Ein echter Hingucker allemal – und die Radeberger liebten es, im Ratskeller beim Warten aufs Essen zu rätseln, wer denn nun eigentlich wer sei …

Einiges wurde gerettet

Zumindest die helle Ratskeller-Theke – die in ihren hölzernen Reliefs Radeberger Handwerk präsentierte – und ein paar der robust-historisierenden Stühle aus der Ratsherrenstube der Gaststätte sind gerettet. Sie lagern in einer Garage und hoffen darauf, einen neuen Platz zu bekommen. Und auch die augenzwinkernden Holzfiguren auf der Herrentoilette des Radeberger Kaiserhofs sorgen noch immer für Schmunzeln, wenn die Herren der Schöpfung beim Biertheaterbesuch mal ins Untergeschoss des Kaiserhofs müssen.

Wobei Jochem Knie nicht nur in Radeberg Spuren hinterlassen hat. Lange Jahre arbeitete und lebte er ja im benachbarten Klotzsche. Von seiner Werkstatt aus machten sich dann so manche Figuren auf den Weg. Dem Radebeuler Karl-May-Museum schenkte Jochem Knie zum Beispiel im September 2003 die Holzplastik „Kanu mit Indianern“ zum 75. Geburtstag. Auch für Schulen hat er gearbeitet. Und als der Radeberger Ratskeller vor einigen Jahren schloss, da hat ihn das durchaus gewurmt.

Vielleicht ist es ja nun an der Zeit, darüber nachzudenken, wie dieses ganz besondere Werk Jochem Knies sein unwürdiges Dasein hinter besagtem Schrank beenden könnte? Findet sich ein Raum im Schloss, im Rathaus oder in einer Gaststätte, in der zumindest eine Kopie Platz hätte?