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Abschied von der Viererkarte

Bahn und Bus werden ab August 2017 teurer, auch wenn der Preis für den Einzelfahrschein stabil bleiben soll.

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© Nikolai Schmidt

Von Ralph Schermann

Bus und Bahn werden teurer. Wieder einmal. Der Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon) will Mitte Dezember eine Preiserhöhung beschließen. Der Antrag dazu kommt aus den regionalen Verkehrsbetrieben und wird mit gestiegenen Personalkosten begründet. Zvon-Geschäftsführer Hans-Jürgen Pfeiffer bestätigt, dass ab dem 1. August 2017 Fahrscheine im Zvon-Gebiet durchschnittlich um 2,1 Prozent mehr kosten sollen. Dies sei eine zumutbare Erhöhung mit Augenmaß.

Ist es das? „Ja“, sagt Frank Müller, der Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Görlitz (VGG) und der Niederschlesischen Verkehrgesellschaft (NVG). Denn zum bisher letzten Mal waren die Fahrpreise im Zvon am 1. August 2015 um durchschnittlich 4,4 Prozent gestiegen. 4,7 Prozent waren es sogar am 1. August 2013. Für den Görlitzer Stadtverkehr gab es zudem 2014 noch eine gesonderte Erhöhung der Viererkarten, um die letzte Anpassung an die anderen Stadtverkehre endlich abzuschließen. Damit wurde ein einheitlicher Tarif aller Stadtverkehre innerhalb des Zvon-Gebietes erreicht. Doch damit wurden die Görlitzer auch öfter als andere zur Kasse gebeten. Vergeblich hatten damals Vertreter der Görlitzer Stadtverwaltung und der Stadtwerke versucht, wenigstens die 2014er Erhöhung zu verhindern. Frank Müller: „Wir sind uns durchaus bewusst, dass wir in Görlitz mit Preiserhöhungen sehr sensibel vorgehen müssen. Mit der Erhöhung der Vier-Fahrten-Karte 2014 war ich deshalb nicht glücklich.“ Für ihn ein Grund, bei der anstehenden Erhöhung besonders moderat vorzugehen. „Nötig ist die nächste Anpassung aber“, verweist er auf die Löhne, die nach Tarif bezahlt werden.

Im Stadtverkehr soll die moderate Erhöhung vor allem mit einer geringfügigen Anpassung der Zeitkarten erreicht werden. Das sind verschiedene Monatskarten, die zwischen 50 Cent und einen Euro teurer werden könnten. Die Seniorenkarte werde im Nutzungsalter angehoben und künftig nur noch für Bürger ab dem 65. Lebensjahr gelten. Zu weiteren Einzelheiten will sich Geschäftsführer Müller aber nicht äußern, immerhin stehe der eigentliche Beschluss noch aus. Es werde aber auch für die Nutzer von Einzeltickets im Stadtverkehr sehr moderat bleiben, versichert er.

Das wird es, stimmen diese der SZ aus zuverlässiger Quelle vorliegenden ungewöhnlichen Zvon-Ideen: Ausgerechnet die zuletzt in Görlitz noch angepasste Vier-Fahrten-Karte soll weg. Das gilt für das gesamte Zvon-Gebiet, also alle Stadtverkehre im Landkreis Görlitz und im südöstlichen Teil des Kreises Bautzen. Heute kommt man pro Einzelfahrt per Vierer-Ticket um zehn Cent günstiger. Bei einer zuerst vorgeschlagenen Erhöhung der Einzelfahrscheine von 1,50 auf 1,60 Euro und der Viererkarten von 5,60 auf sechs Euro bliebe diese Ersparnis unverändert. Der Zvon will deshalb einen anderen Weg gehen: Abschied von der Viererkarte. Im Gegenzug rührt die Preiserhöhung 2017 den Einzelfahrschein nicht an. Er bleibt bei 1,50 Euro je Fahrt weiter wie bisher bestehen. Wenn man so will, wird auch damit eine Erhöhung der Einzelfahrt um zehn Cent erreicht, allerdings nur für bisherige Vier-fahrten-Karten-Nutzer. Für den Zvon bedeutet das weniger Aufwand bei der Umrüstung der Fahrscheinautomaten.

Bestehen bleibt die Abstimmung, keine Kurzstreckentarife einzurichten. Dafür ist Görlitz zu klein, und in der Innenstadt sind manche Haltestellenabstände dafür erheblich zu kurz (Hohe Straße – Heiliges Grab oder Demiani- bis Postplatz). In Ostdeutschland bieten von 25 Straßenbahnbetrieben ohnehin nur neun Kurztarife an, und die meisten davon sind teurer als der Görlitzer Normalfahrschein. „Zudem ist eine Kontrolle schwierig“, ergänzt VGG-Betriebsleiter Norbert Weigt: „Wie soll man erkennen, wer wo eingestiegen ist?“

VGG-Chef Müller nennt andere Angebote: Regelmäßige Fahrgäste kämen mit Monatskarten immer besser, es gibt Tageskarten, Abendtickets, Gratis-Theater-Fahrten und den „Fleppenretter“. All das bliebe auch nach der kommenden Preiserhöhung eine gute Alternative. Eine Alternative zur Preisanhebung indes gäbe es nicht.

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