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Abschied von der Silbermann-Orgel

Zehn Jahre hat Holger Gehring die Konzertreihe in Reinhardtsgrimma gemanagt. Nun gab er seinen Abschied. Bald schon ist er aber wieder da.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Reinhardtsgrimma. Es war ein bewegender Moment. 330 Besucher waren gekommen, um Holger Gehring zum vorerst letzten Mal an der Silbermann-Orgel in der Reinhardtsgrimmaer Kirche zu erleben. Zehn Jahre war er hier immer wieder als Musiker zu erleben – außerdem war er künstlerischer Leiter der Reinhardtsgrimmaer Orgelkonzertreihe.

Da es in den letzten Monaten „grundlegende Differenzen mit der Reinhardtsgrimmaer Kirchgemeinde“ gab, entschloss er sich, diese Funktion nun abzugeben. „Das ist schade“, sagt der Kirchenmusiker auf SZ-Nachfrage. Weiter wollte er das letzte Konzert nicht kommentieren. Antje Müller, Leiter der Künstleragentur Art Bohmé, schon. Für sie sei das Konzert etwas Besonderes gewesen. Man sei schon wehmütig geworden. Schließlich habe sie Holger Gehring seit 2011 in Sachen Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Gemeinsam war es Holger Gehring und Antje Müller gelungen, die Besucherzahlen mehr als zu verdoppeln. Als Gehring, der in Dresden hauptberuflich als Kreuzorganist arbeitet, vor zehn Jahren anfing, kamen im Schnitt etwa 70 Besucher zu den Konzerten. Zuletzt konnte Gehring, der fast bei jedem Konzert anwesend war, im Schnitt zwischen 150 und 250 Gäste begrüßen. Gründe dafür gibt es einige, sagt Antje Müller. Sie wie Gehring haben sehr viel „Liebe“ ins Organisieren gesteckt. „Die Arbeit hat uns Spaß gemacht“, sagt sie.

Gehring verfüge als Kreuzorganist über ein breites Netzwerk, auf das er zurückgreifen konnte. So sei es ihm gelungen, bekannte Organisten für Konzerte zu verpflichten. Wenn es sich anbot, lotste er Organisten, die in der Dresdner Kreuzkirche Konzerte gaben, nach Reinhardtsgrimma. „Das funktionierte nur, wenn es gemeinsame Schnittmengen gegeben hat“, erklärt er. Denn für Reinhardtsgrimma verpflichtet er nur Organisten, die sich mit historischen Instrumenten auskannten und dementsprechende Werke im Repertoire haben. Müllers Agentur sorgte dafür, dass die Veranstaltungen publik wurden. Zudem organisierte sie auch einen Fahrdienst, mit dem Besucher aus Dresden bequem anreisen konnten. Ob es in Zukunft ein ähnliches Angebot geben wird, wird sich zeigen. Fest steht, dass Holger Gehring einen Nachfolger bekommt. Vor wenigen Tagen gab die Kirchgemeinde bekannt, dass Albrecht Koch, der Freiberger Domorganist, die künstlerische Leitung übernehmen wird.

Kreuzorganist Gehring zieht sich indes nicht komplett aus Reinhardtsgrimma zurück. Er wird auch in den nächsten Monaten als Musiker zu erleben sein. Denn Gehring bleibt weiter künstlerischer Leiter der Schlosskonzerte. Diese von der Stadt Glashütte getragene und finanzierte Konzertreihe beginnt traditionell im Herbst – nach dem Ende der Orgelkonzertreihe.

Die nächsten Termine dafür stehen fest. Das erste Konzert ist für den 18. November geplant. Unter dem Titel „Musique pour le Roi-Soleil – Barockmusik am Hof des Sonnenkönigs“ werden Werke von Francois Couperin, Marin Marais, Jean-Marie Leclair und Jean-Philippe Rameau zu hören sein. Holger Gehring, der Cembalo spielen wird, tritt gemeinsam mit Luise Haugk, Barockoboe, und Ulla Hoffmann, Viola da Gamba, auf. Einen Monat später wird es mit „Ein Gang durch das Jahr“ einen Liederabend zum Advent geben.