Merken

Abschied von der Baywa

Die Kamenzer BHG hat mit Hagebau einen neuen Partner. Das hat auch Folgen für Märkte im Landkreis.

Teilen
Folgen
NEU!
© Steffen Unger

Von Frank Oehl

Landkreis Bautzen. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert sind die grünen Firmenlogos der Baywa auch im Raum Bischofswerda unübersehbar. Die Baywa war der Franchisegeber für die Raiffeisen-Handelsgenossenschaft in Kamenz, die nach der Wende Teile des Geschäfts der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft aus DDR-Zeiten übernahm und auch aus praktischen Gründen das Kürzel BHG stehen ließ. Baywa und BHG waren hierzulande praktisch Synonyme. Im Land-, Garten- und Baustoffhandel. Und sogar als Tankstellen-Aushängeschild, wie in der Kamenzer Macherstraße. Das ändert sich ab Januar grundlegend. Über die Gründe, die Umbauten in den derzeit zehn Märkten, darunter denen in Bischofswerda und Neukirch, und die Auswirkungen auf die Kunden hat sich die SZ bei Vorstandsvorsitzender Bärbel Cech ins Bild gesetzt.

Warum trennen sich BHG und Baywa nach so vielen Jahren?

Am Auslaufen eines langfristigen Franchise-Vertrages liegt es nicht. Der hätte bis 2022 gegolten. „Wir hatten bis zuletzt ein gutes Verhältnis“, so Bärbel Cech. Unterschiedliche Auffassungen in der Franchise-Strategie führten zur übereinstimmenden Auflösung des Vertrages. Aufsichtsrat und Vorstand beschlossen daraufhin, eine neue Partnerschaft anzustreben, die ja nicht nur mit neuen Impulsen fürs Geschäft verbunden sein könne. Seit Frühjahr wurde mit der Baywa über das Ende der Partnerschaft im gegenseitigen Interesse verhandelt. Erst danach gab es den Aufbau neuer Beziehungen – und den Beitritt der Raiffeisen-Handelsgenossenschaft eG Kamenz zur Hagebau Handelsgesellschaft für Baustoffe mbH & Co. KG als Gesellschafter. Das weist auf Langfristigkeit hin.

Was verspricht sich die BHG von der Hagebau-Partnerschaft?

Bärbel Cech: „Hagebau ist im Fachhandel einer der größten Player der Branche in ganz Europa.“ Der neue, starke Partner mit seinen beiden Vertriebsschienen „Werkers Welt“ für Do-it-Yourself-Märkte bis 1 500 Quadratmeter und den noch deutlich größeren Hagebaumärkten bietet selbstverständlich viel Know-how und gute Einkaufsbedingungen. Beides soll der zahlreichen Kundschaft in der Region nützen.

Wie viele Märkte in der Region sind von der Umstellung betroffen?

Insgesamt zehn. Seit der Übernahme zweier Märkte im Landkreis Görlitz im Jahr 2010 erstreckt sich das Verbreitungsgebiet der BHG Kamenz praktisch von Bischofswerda bis Wittichenau und von Bernsdorf bis Niesky. Die drei großen Handelseinrichtungen in Kamenz, in Großröhrsdorf und Bischofswerda werden zum BHG-Baucentrum/Hagebaumarkt, die sieben Märkte in Pulsnitz, Königsbrück, Neukirch/Lausitz, Bernsdorf, Wittichenau, Rothenburg und Niesky wiederum zur „Werkes Welt“.

Was bedeutet die Umstellung für die Beschäftigten der Märkte?

Betroffen sind rund 150 Mitarbeiter. Sie werden in neuem Outfit arbeiten. Ab 2. Januar beginnt die Umfirmierung, die noch eine der leichtesten Übungen ist. „Wir übernehmen schrittweise auch das Einkaufs- und Artikelsystem von Hagebau, was schon noch mit einigem Aufwand verbunden ist“, so Cech. Und in Großröhrsdorf zum Beispiel wird nach der zunächst provisorischen Erweiterung nun auch 70 Prozent des Regalbaus verändert. Die ersten „Neueröffnungen“ sind in Großröhrsdorf und Bischofswerda am 9. März vorgesehen. Im September folgen Kamenz, Pulsnitz, Königsbrück, Rothenburg und Niesky und im Oktober dann Neukirch, Wittichenau und Bernsdorf. Die Umstellung ist mit ganz erheblichen Kosten verbunden, aber die Kunden sollen danach auch ansprechende Märkte vorfinden, wie es heißt.

Bleiben die Märkte während der Umstellungen geöffnet?

Selbstverständlich. Bärbel Cech: „Wir bauen im laufenden Geschäftsbetrieb um, sodass es für die Kundschaft zu keinerlei Einschränkungen kommt.“ Insgesamt verspricht man sich vom neuen Partner auch einen neuen frischeren Look. „Unser Angebot wird insgesamt breiter, der Service noch besser.“ Ein Vorteil könnte dabei auch der Onlineshop werden, den es für Baywa-Franchisenehmer bisher ja nicht gab. Und die Vorstandschefin hat noch eine weitere positive Botschaft: „Wir gehen davon aus, dass es für unsere Kunden durch die Umstellung nicht teurer wird. Eher günstiger.“ Und dies bei einem klar vergrößerten Angebotsmix.

Was wird aus Baywa-Gutscheinen und Baywa-Kundenkarten?

Bärbel Cech: „Die Gutscheine behalten selbstverständlich ihre Gültigkeit und können jederzeit in unseren Filialen eingelöst werden.“ Und die Kundenkarten mit ihrem Bonussystem werden mit der ersten Neueröffnung ab 9. März 2017 umgetauscht.

Verschwindet auch das Baywa-Logo an der Tankstelle in Kamenz?

Ja. Die Tankstelle gehört der BHG-Tochter Kamenzer Agrotrans GmbH, die in Pflanzenschutz, Heizöl und Dünger macht. „Bis April wird ein neuer Name für die Tankstelle gesucht und gefunden“, so Cech. Und der Baywa-Landhandel gleich gegenüber wird halt zum Hagebau-Landhandel.