Merken

Abschied vom Canaletto

Sonja Knöfel führt das Café mit dem berühmten Namen seit 2005. Nun geht sie. Aber nicht ganz.

Teilen
Folgen
NEU!
© Andreas Weihs

Von Heike Sabel

Pirna. Gast im eigenen Café ist Sonja Knöfel sonst nicht. Meist ist sie in der Küche, backt, kocht, macht Eis. Nun wird sie immer öfter gerufen, weil die Gäste wissen wollen, was es mit dem Zettel an der Tür auf sich hat. Da steht, ab 1. November ist zu. „Schade“, sagen viele und bedauern es. Sonja Knöfel ist noch immer ein bisschen hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte sie etwas kürzertreten, sie ist 54. Auf der anderen bedauert sie es und ist traurig. Obwohl sie aufhören wollte, lief es doch anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Ihre Wunsch-Nachfolge wurde nicht berücksichtigt, sie kann nichts von der Ausstattung weiterverkaufen, die Kündigung sei per Post gekommen. Die WGP habe nächstes Jahr mit der Kündigung gerechnet. Zudem seien ihren Vorstellungen so nicht realisierbar gewesen. Und dann sagt Sonja Knöfel immer: „Sie finden uns mit Sicherheit wieder.“ Es ist eine Andeutung, an deren Umsetzung sie bereits arbeitet. Sie brauche das, fürs Gefühl und für die Altersvorsorge.

„Das ist der Plan“

Das Canaletto-Café hat eine Toplage und ist eine Goldgrube. Eine, die man sich erarbeiten muss, sagt Sonja Knöfel. Sie ist seit 24 Jahren in der Gastronomie. Den Hang, ein Café zu führen, habe sie seit ihrer Kindheit gehabt. Doch was sie zu DDR-Zeiten machte, war weit davon entfernt. Personalverwaltung im Gesundheitswesen, zur Wende Verkaufsstellenleiterin, dann Buchhalterin im Autohaus. Schließlich übernahm das Jägerstübl in Berggießhübel, ein früheres Betriebsferienheim, später dann die Zwieselperle.

Schließlich kam sie nach Pirna, übernahm das Altstadt-Café an der Ecke Lange Straße, wo es heute Nudeln gibt. Dort erwischte sie das erste Hochwasser, das zweite dann am Markt. „Wir haben hier immer weiter gerackert und Federn gelassen, aber auch einen kleinen Wert für Pirna gesetzt.“ Das lässt sie sich nicht nehmen. Auch wenn die Stühle inzwischen ein bisschen abgewetzt sind, das Café hat etwas von klassischer Kaffeehaus-Atmosphäre und passt damit an den Markt und die Pirnaer Gastronomie-Szene. Davon werde sie auch etwas mitnehmen, deutet Sonja Knöfel an.

Für die Toplage am Pirnaer Markt gab es 20 Interessenten, mit acht hat die WGP als Vermieter verhandelt. Marcus Galle ist kein Unbekannter in Pirna. Er betrieb mit seiner Frau etliche Jahre das Piroyal und seit einigen Jahren die Escobar und die Schloßschänke. Nun also kommt das Canaletto-Café dazu. Übernommen wird es im Januar 2018. Dann wird saniert und umgebaut. Wände werden entfernt und neu gesetzt. Das gesamte Inventar, Innen- sowie Kücheneinrichtung werden erneuert, sagt Marcus Galle. Sonja Knöfel hatte gehofft, manches verkaufen zu können. Doch das ging nicht so auf. Sie dachte, die Übergabe könne so erfolgen, wie damals als sie das Café von ihrer Vorgängerin übernahm.

„Wenn alles nach Zeitplan läuft, öffnen wir spätestens Ostern 2018, das ist Ende März“, sagt Galle. Im neuen Café gibt es neben Kuchen und Torten frisch zubereitete Kleinigkeiten, Frühstück und täglich wechselnde Mittagsgerichte. Sonja Knöfel wird die auf dem Tresen stehende Canaletto-Figur mitnehmen, auch die Bilder von den Wänden. Den Namen nicht. Ihre Andeutung wird kleiner. Drei Jahre will sie noch arbeiten. Dann soll eine ihrer Angestellten übernehmen. „Das ist der Plan.“