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Abschied vom alten Pflegeheim

Der Abriss des architektonisch attraktiven Gebäudes in Sebnitz kostet mehr als gedacht. Aus mehreren Gründen führt aber daran kein Weg vorbei.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Am Mittwochvormittag holt der Bagger aus. Die Schaufel greift an der linken, oberen Gebäudeecke in die Wand, die ersten Mauerbrocken stürzen herunter. Der Abbruch des alten Pflegeheims am Hainersdorfer Weg in Sebnitz hat unübersehbar begonnen.

Die Vorarbeiten an dem des charakteristischen Gebäudes mit den zwei spitzen Dachgiebeln und den ovalen Fenstern laufen bereits seit dem 27. Oktober, wie Sabine Forgber, die Amtsleiterin für Immobilien- und Baumanagement im Pirnaer Landratsamt, erklärt. Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist der Eigentümer der Immobilie. Im ersten Schritt haben die Bauarbeiter das Gebäude entkernt. Unterhangdecken, Türen, Fenster, Leuchten sowie sämtliche Heizkörper und Heizungsleitungen wurden ausgebaut, in Schuttcontainer verladen und zur Entsorgung gefahren. Bereits seit einigen Tagen ist der Bauzaun bis auf die Fahrbahn der Walther-Wolff-Straße gezogen. Autos, die durchs Gewerbegebiet fahren, müssen deshalb an einer Baustellenampel warten.

Erbaut als Ledigenheim

Die Gesamtkosten für Abriss und Entsorgung beziffert Sabine Forgber auf rund 160000 Euro netto. Sie liegen damit deutlich höher als zunächst angenommen. Noch im Frühjahr war zumindest der Sebnitzer Stadtrat von Kosten um die 120000 Euro ausgegangen. Im April hat der Stadtrat beschlossen, dass die Stadt Sebnitz den Abriss des seit Langem leerstehenden Gebäudes unterstützt und die Hälfte der Kosten, also 60000 Euro, übernimmt – zumindest auf dem Papier: Dieser Betrag wird über das Programm Stadtumbau Ost finanziert, das heißt, zwei Drittel der Summe kommen als Fördermittel vom Bund und dem Freistaat Sachsen. In weiser Voraussicht hat die Stadt ihren Anteil allerdings auch auf die damals festgelegten 60000 Euro gedeckelt, sodass die jetzt eingetretene Kostensteigerung für den Abriss von 120000 Euro auf 160000 Euro allein beim Landkreis hängenbleibt.

Im Stadtrat hatten die Abrisspläne für das architektonisch attraktive Gebäude für Nachfragen gesorgt. Doch wie Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) erklärte, sei die Immobilie mehrmals zum Verkauf ausgeschrieben gewesen, es habe sich aber bis zuletzt kein Käufer gefunden. Das Gebäude habe auch nur äußerlich noch einen guten Eindruck gemacht, tatsächlich sei es vom Hausschwamm befallen.

CDU-Stadtrat Ekkehard Schneider, der auch Präsident des DRK-Kreisverbands Sebnitz ist, erklärte, dass das Gebäude aufgrund seiner Lage den heutigen Anforderungen an eine Pflegeeinrichtung nicht mehr gerecht werde. Durch die Hanglage gebe es keine richtige Zufahrt, wie sie für den barrierefreien Zugang oder Lieferfahrzeuge benötigt werde. Die einzige Option sei daher eine Privatnutzung gewesen, und die ist in den zurückliegenden Jahren nicht zustande gekommen.

Ende November ist alles verschwunden

Errichtet wurde das Haus einst als Ledigenheim unter der Regie von Stadtbaumeister Walther Wolff. Es steht damit in einer Reihe mit anderen wichtigen Bauten wie dem heutigen Goethe-Gymnasium, dem Umspannwerk in Hofhainersdorf, dem Feuerwehrgerätehaus an der Turnerstraße, der Kinderbewahranstalt (Bergstraße 9, altes Museum) oder der Stadtbank (Am Brauhaus 4), die ebenfalls in Wolffs Amtszeit von 1903 bis 1937 entstanden.

Schon Ende November soll von dem ehemaligen Pflegeheim am Hainersdorfer Weg nichts mehr zu sehen sein. Wenn aller Schutt beräumt ist, wird das Gelände eingeebnet und Rasen ausgesät, damit eine Grünfläche entsteht, erklärt Sabine Forgber, die Leiterin des Immobilienmanagements des Landkreises.

Für die übrigen landkreiseigenen Immobilien in Sebnitz gibt es aktuell keine Pläne zu verkünden. Einige sind langfristig über Erbbaurechtsverträge vergeben. Andere, an prominentester Stelle das ehemalige Landratsamt an der Promenade, stehen weiterhin leer. Der Landkreis sei an einer Vermarktung interessiert, sagt Sabine Forgber: „Denn wir haben für diese Immobilien derzeit keine eigene Verwendung.“