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Abschied nach 43 Jahren

Ute Förster hört im Sommer als stellvertretende Leiterin in der Arnsdorfer Kita auf. Eine junge Nachfolgerin ist gefunden.

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© Thorsten Eckert

Von Nadine Steinmann

Arnsdorf. Der 31. Juli ist der Tag der Tage. Dann wird Ute Förster zum allerletzten Mal als Erzieherin die Türen zur Arnsdorfer Kita am Karswald öffnen. Wird zum letzten Mal mit ihren Kindern aus der Montessori-Gruppe spielen, essen und die Welt erkunden. Und vermutlich auch die ein oder andere Träne vergießen. Denn am 31. Juli verabschiedet sich die 63-Jährige in den wohlverdienten Ruhestand. Nach 43 Jahren als Erzieherin in Arnsdorf.

Der Abschied nach solch einer langen Zeit wird ihr aber nach eigenen Aussagen nicht schwer fallen. „Ich bereite mich seit zwei Jahren auf diesen Tag vor“, verrät Ute Förster. Das letzte Herbstfest und die letzte Weihnachtsfeier sind bereits gefeiert. Und als Rentnerin hat sie immerhin mehr Zeit für ihre fünf Enkelkinder, die sich schon darauf freuen, die Oma öfters zu sehen. Dennoch – so gibt sie zu – wird der Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge vonstatten gehen. „Ich gehe auch nach 43 Jahren noch jeden Morgen gern in den Kindergarten“, so die Erzieherin. Denn ihr Beruf halte jung und es sei unwahrscheinlich schön, die Kinder aufwachsen zu sehen und ihre Entwicklung bis zur Schuleinführung maßgeblich zu begleiten. „Und jedes Kind ist anders. Jedes Kind bringt neue Herausforderungen mit sich“, berichtet die 63-Jährige. Mittlerweile bringen sogar Mütter ihre Kinder zu Ute Förster in die Gruppe, die selbst einmal von der Erzieherin betreut wurden.

Einarbeitungszeit nötig

Doch Ute Förster war in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur Erzieherin, sondern auch stellvertretende Leiterin in der Arnsdorfer Kita. „Ich glaube, irgendwann in den 80er-Jahren habe ich den Job übernommen“, versucht sich die fünffache Oma zu erinnern. Nun gibt sie die verantwortungsvolle Aufgabe, Chef Andreas Reupert zu unterstützen, an eine junge Kollegin ab. An Nicole Görner.

Die junge Frau ist in der Kita am Karswald nicht unbekannt. Seit November 2016 ist die zweifache Mutter, die beim Deutschen Roten Kreuz ihre Ausbildung absolviert hat, in Arnsdorf tätig. Seit Januar arbeitet sie vorrangig im Büro, leitet keine Gruppen mehr. Denn der Fokus liegt derzeit darauf, sie in alle Aufgaben als stellvertretende Leiterin einzuführen. „Bei solch einer großen Einrichtung mit solch einem großen Team ist eine gewisse Einarbeitungszeit nötig“, erklärt Ute Förster. Allein der Dienstplan ist bei rund 34 Erzieherinnen sowie Hausmeister oder Essensfahrer stets eine Herausforderung. Zusätzlich zeigt Andreas Reupert ihr gerade alle nötigen Computer-Programme. „Da hat er mich glücklicherweise größtenteils rausgehalten“, erzählt Ute Förster lachend.

Sobald Nicole Görner ihr neues Aufgabenfeld dann fest im Griff hat, will die 28-Jährige aber auch wieder bei der Gruppenbetreuung dabei sein. Allerdings als „Reisende“, wie sie schmunzelnd berichtet. „Wir waren im Herbst auf einer Weiterbildung in Berlin. Da wurde uns der Begriff nahegelegt. Klingt einfach besser als Springer“, berichtet Nicole Görner. Von der Weiterbildung in Berlin hat das Team von Andreas Reupert aber nicht nur den neuen liebevollen Namen des Reisenden mitgebracht, sondern auch die sogenannte Geburtstagstasche.

Der Reizüberflutung entgegensteuern

Die Geburtstagstasche der Montessori-Gruppe ist kunterbunt und mit Elefanten bedruckt. Der Inhalt: Ein Glücksstein, ein Kinderbuch sowie ein Magnetwürfel zum kreativen Spielen und Bauen. Der Sinn dahinter: der Reizüberflutung bei den Jüngsten entgegensteuern. „Die Kinder bekommen zu Weihnachten oder zum Geburtstag viel zu viele Geschenke“, erläutert Nicole Görner. Mit der Hälfte davon spielt der Nachwuchs einmal, danach landet das Geschenk in der Ecke. „Die Eltern wissen meist gar nicht mehr, wohin mit den ganzen Spielsachen“, fügt Ute Förster hinzu.

Und genau deswegen gibt es seit Januar in allen Gruppen der Arnsdorfer Kita die Geburtstagstasche. Das Kind, das ein Jahr älter wird, darf die Tasche für rund eine Woche mit nach Hause nehmen. Danach geht sie wieder zurück an die Erzieherin. „Außer der Glücksstein. Davon erhält bei uns in der Gruppe jedes Kind einen persönlichen“, so Ute Förster.

Natürlich packt und gestaltet jede Gruppe ihre eigene Geburtstagstasche. „Die Füchse haben beispielsweise ein Kuscheltier und ein Fuchs-Buch in ihrer Tasche“, erklärt Nicole Görner. Ganz individuell eben. Die erste Geburtstagstasche in der Montessori-Gruppe wird dann am heutigen Mittwoch an den kleinen Lino übergeben.