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Abrafaxe-Autor textet für Kulturinsel

Jens Uwe Schubert schreibt für die Mosaik-Hefte. Auch für den Freizeitpark in der Neißeaue denkt er sich Abenteuer aus.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Rita Seyfert

Neißeaue. Sein Geld verdient Jens Uwe Schubert mit Zeitreisen. Schon seit 25 Jahren schreibt der Autor die Abenteuer der Abrafaxe auf. Der Fundus für die Geschichten seiner drei Knollennasen-Helden ist unerschöpflich. Ob Abrax, Brabax und Califax zum Mond fliegen, den Kaiser Trajan in der Römerzeit treffen oder die Nofretete im Alten Ägypten, alles ist möglich.

Die Abenteuer der Abrafaxe Califax, Brabax und Abrax (von links) denkt sich der Autor Jens Uwe Schubert seit 25 Jahren aus.
Die Abenteuer der Abrafaxe Califax, Brabax und Abrax (von links) denkt sich der Autor Jens Uwe Schubert seit 25 Jahren aus.

„Die Welt ist groß“, sagt Jens Uwe Schubert. Und es mache Spaß, rauszugehen und spannende Orte zu entdecken. Doch viele dieser Orte existieren heute nur noch in der archaischen Erinnerung. Bestenfalls sind sie auf dem Papier überliefert. Daher gehört das Forschen in der Menschheitsgeschichte für den Autor zum Schreiben dazu. Dicke Geschichtswälzer stehen in seinem Berliner Büro. Über Kleiderkunde oder historische Fahrzeuge. Darin schlägt er nach, in welchen Stiefeln die Eskimos durch den arktischen Schnee stapften oder wie das erste Auto der Welt aussah, Carl Benz‘ Motorwagen, das noch eher an ein Fahrrad erinnerte. Auch das Internet hilft beim Recherchieren.

Autor und Zeichner-Team gehen jedem Detail akribisch nach. Die beschriebenen Probleme könnte es so wirklich gegeben haben. „Die Leute mögen das“, sagt Schubert. Man könne eine Menge mitnehmen. Denoch haben die lehrreichen Mosaik-Hefte keinen Schulbuchcharakter.

Alles begann mit einem Praktikum als Zeichner. Der damals 23-Jährige muss alles richtig gemacht haben. Vier Jahre später wurde er jedenfalls übernommen. Und als der geistige Vater der Abrafaxe, Lothar Dräger, in Rente ging, trat Jens Uwe Schubert in seine Fußstapfen. Einerseits habe er es leicht gehabt: Zu DDR-Zeiten wurden die Mosaik-Hefte den Verkäufern aus den Händen gerissen. Auf dem Markt gab es damals noch keine Konkurrenz. In der Gruppe der „jungen Wilden“, wie er sein altes Team nennt, wollte Jens Uwe Schubert aber auch experimentieren. Doch als die Wende kam, merkten die jungen Künstler schnell, dass sie auf Tradition setzen müssen. Und hielten fortan die Mosaik-Werte hoch. Eine erfolgversprechende Strategie, die dabei half, die hochschlagenden Wogen einer schwierigen Zeit zu umschiffen. Gegen alle Voraussagen machten die Abrafaxe sogar der Micky Maus Konkurrenz, ihre Abenteuer liegen heute noch in den Kiosken aus. Jetzt aber nicht mehr für 60 Pfennig, sondern für 2,40 Euro. Auch das Papier ist weißer geworden. Anfangs hätten die Hefte quietschbunt und grell ausgesehen. Die kritische Leserschaft meldete sich sofort. Bislang hatten die Zeichner besonders tief in den Tuschkasten gegriffen. Sie waren es gewohnt, dass die alten, holzhaltigen Seiten alle Farben schluckten. Mit dem neuen Papier brauchten sie das nicht mehr zu kompensieren.

In der Print-Welt komme es fast einem Wunder gleich. Denn inzwischen steigt die Auflage der Mosaik-Hefte wieder. Zugleich hat Jens Uwe Schubert seinen Wirkungsbereich vergrößert – und neue spannende Orte entdeckt. Einer davon ist die Kulturinsel Einsiedel in Zentendorf, für die der Autor seit nunmehr 15 Jahren textet. Erst jüngst zum Folklorum besuchte er seinen langjährigen Freund und Kollegen Jürgen Bergmann. Gemeinsam fahren sie nicht nur auf Kongresse, sondern tüfteln auch an neuen Projekten oder spüren Trends auf. Die Idee für einen Escape-Room im Sehcafé vom polnischen Dorf Bielawa Dolna ist die neueste Attraktion, die dabei herauskam. Allein in Moskau gebe es inzwischen 300 solcher Räume. Auch nach Berlin, Leipzig und Dresden sei die Welle schon geschwappt. Und mit dem „Versteckum“ gibt es nun auch in der Neißeaue einen solchen Raum, aus dem ein Team in einer Stunde flüchten muss. Mit welchem Equipment der Werkzeugkoffer ausgestattet ist oder wo und wie die Rätsel versteckt sind, die die Teilnehmer lösen müssen, das hat sich Jens Uwe Schubert überlegt. Die Story, die er um das Geheimnis inszenierte, basiert auf der Figur des Graf von Saint Germain, der ihm in Romanen von Umberto Eco begegnete.

In den kommenden Monaten möchte er nun alte Legenden und Märchen aufspüren, um den Holzfiguren im Wald bei Bielawa Dolna ein Gesicht zu geben. Diese Holzwesen sollen eigene Geschichten bekommen, die mit der Gegend und den hier lebenden Menschen zu tun haben, erzählt er. Eine Herausforderung, da viele der hier lebenden Polen Umsiedler aus dem heutigen Litauen sind. „Am besten wäre es, dazu die Anwohner zu befragen“, so der Autor. Und auch beim Hochzeitslabyrinth werde noch einiges passieren. „Da werde ich sicher wieder mitmachen“, sagt er. Doch bis es soweit ist, trifft sich Jens Uwe Schubert mit Luther, Cranach und Müntzer. Denn anlässlich des 500. Jubiläums landen die Abrafaxe derzeit gleich in mehreren Fortsetzungen im Zeitalter der Reformation.