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Abgesang aufs Waldbad

Der Zeltplatzbetreiber am Deutschbaselitzer Großteich hatte noch vor sechs Jahren große Pläne. Davon ist nichts übrig.

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© Kristin Richter

Von Ina Förster

Kamenz. Der Sommer streckt gerade seine letzten Fühler aus. Er war heiß und groß. Die Kamenzer haben ein weiteres Jahr geschwitzt. Ohne eigenes Stadtbad. Und so wird es wohl auch weiterhin bleiben. Seit drei Jahrzehnten gibt es das Becken an der Goethestraße nicht mehr. Unterdessen hat sich hier ein Freizeitpark für Kinder und Jugendliche angesiedelt. Nur ein Wasserspielplatz für Kleinkinder erleichtert seit zwei Sommern Temperaturen um die 30 Grad. Dieser wird zwar halbwegs gut frequentiert. Allerdings ist er kaum ein brauchbarer Ersatz für fröhliches Planschen oder gar ein paar kräftige Schwimmzüge. Die illegalen Steinbrüche und Kiesgruben der Region werden also weiterhin heimgesucht. Oder man muss viele Kilometer bis in ein ferneres Bad fahren.

Noch vor sechs Jahren keimte ein plötzlicher Hoffnungsschimmer auf. Familie Eyke, die den Campingplatz in Deutschbaselitz betreibt (Viwimanima GmbH), plante den Wiederausbau des Waldbades am Großteich. Die Gesamtinvestition sollte neben einem 50-Meter-Schwimmbecken auch einen Nichtschwimmerbereich eventuell mit Rutsche, Planschbecken, eine Liegewiese, öffentliche Sanitäranlagen sowie einen Mehrgenerationenspielpark beinhalten und auf etwa 1,42 Millionen Euro hinauslaufen. Die Viwimanima hatte sich in die Diskussion um den von vielen gewünschten Freibadbau in Kamenz also mit eigenen Plänen eingebracht. Und damit auch den Fokus von der Macherstraße nach Deutschbaselitz umgelenkt. Dort ließ der Landkreis noch 2010 einen eventuellen Freibadanbau an die Schwimmhalle prüfen. Selbst die Stadt Kamenz stellte damals noch leise Überlegungen an, wenn auch in weiterer Ferne.

Mini-Tornado legte Pläne auf Eis

Die Viwimanima stellte deshalb im April 2010 klar, dass ihre Pläne nur ziehen, wenn die Stadt das neue Waldbad als „städtisches Freibad“ anerkennt. Also keine eigenen Pläne verwirklicht. Sogar eine Bürgerversammlung wurde einberufen, die durchaus positive Signale setzte. Der Stadtrat gab schließlich grünes Licht. Der bereits bestehende Erbbaurechtsvertrag zwischen Stadt und Zeltplatzbetreiber wurde neu gefasst. Die GmbH sollte allerdings auf eigene Kosten und Gefahr investieren. Unterstützung in Fördermittelangelegenheiten und Beratung wollte man jedoch geben. Sogar einen extra Buspendler zum Großteich konnten sich alle vorstellen. Die Erweiterung der Schwimmhalle an der Macherstraße war im Juni 2010 somit endgültig vom Tisch.

Es hätte durchaus zeitnah losgehen können. Doch nur zwei Monate später wütete am Großteich ein Mini-Tornado, der die Pläne erst einmal auf Eis legte. Auf einer Länge von dreihundert Metern entwurzelte die Windhose mehr als 100 Bäume – viele davon auf dem Areal, wo später das Waldbad errichtet werden sollte. Der Campingplatzbetreiber war trotzdem weiter guter Hoffnung, aber der Tornado hatte auch den Zeitplan davon geweht. Im Oktober 2011 hakte die Sächsische Zeitung ein nächstes Mal nach: Der Sachschaden, den der Sturm hinterlassen hatte, war damals hoch. Der Zeltplatzbetreiber nannte etwa 115 000 Euro. In mehr als 3200 Arbeitsstunden hatte man die Schäden beseitigen müssen. Das Freibad-Projekt trat deshalb in den Hintergrund. Außerdem war unterdessen ein weiteres Problem aufgetreten. Es hatte sich gezeigt, dass es im Uferbereich noch Abstimmungsbedarf mit der Stadt gab. Das hätte sich aber schnell klären lassen. Noch schwerer wog jedoch die Tatsache, dass die Idee, einen Natur-Pool in den Großteich zu setzen, vom Ministerium für Landwirtschaft verworfen worden war. Ein neues Projekt musste her. Dieses war in Arbeit. Der Pool sollte nun in die große Liegewiese integriert werden, was auch eine andere Regenerierungsmethode für das Wasser nach sich zog. Man übte sich weiter in Geduld – die Ideengeber, wie die Kamenzer.

Betreiber machen Rückzieher

Doch letztere vergaßen nicht. Immer wieder hakten sie am Lesertelefon nach. Unter anderem auch Mitglieder des Ostsächsischen Schwimmvereines, die sich eigentlich eine schöne zusätzliche Trainingsmöglichkeit ausgemalt hatten, wenn die Schwimmhalle über den Sommer sechs Wochen schließt. Auch Familien mit Kindern fragten nach. 2013 drang schon einmal durch, dass es schlecht aussieht mit der Umsetzung der Pläne. Eine endgültige Absage gab es allerdings noch nicht.

Nun zeigte sich vor ein paar Wochen wieder gesteigertes Interesse an der Sache. Immerhin war Hochsommer. Lang und ausdauernd. Mit wochenlangen Temperaturen über 30 Grad. Kein Wunder, dass man sich erinnerte. Was ist aus den Plänen fürs Waldbad geworden? „Wir – die Viwimanima GmbH – hätten diese Lösung sehr gern gesehen. Dafür hatte sich auch der Kamenzer Stadtrat starkgemacht. Wenn aber die Fördermöglichkeiten für uns als Betreiber ein zu hohes Risiko darstellen, dann müssen wir von der Realisierung eines solchen Vorhabens Abstand nehmen“, heißt es ganz kurz und knapp. Und was sagt die Stadt? Exakt und im Wortlaut das Gleiche. Mit einem Zusatz: „Wir haben Verständnis dafür!“