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Abgebrannt

Zwei Brände hat es in Schrebergärten in Weinhübel im Juni gegeben. Der betroffene Verein macht sich Sorgen.

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© nikolaischmidt.de

Von Sabine Ohlenbusch

Graue Wolken hängen über Weinhübel. Immer wieder geht ein leichter Nieselregen auf die Gartenkolonie hinter dem großen Supermarkt der Kaufland-Kette nieder. Rainer Lipski sieht auf die Fläche aus Asche und verkohlten Überresten einer Laube. „Natürlich machen wir uns Sorgen, dass der Brand bei uns kein Einzelfall bleibt“, sagt der Vorsitzende des Kleingartenvereins Ladenstraße. Am 11. Juni, gegen drei Uhr morgens, hat hier das Feuer alles verbrannt – Couch, Tisch, Schrank und die gesamte Hütte. Nur eine alte Badewanne aus Emaille hat die Flammen gut überstanden.

Der Verein hat alles bisher so belassen, wie er es vorgefunden hat. Falls weitere Beweise gebraucht werden. Die Polizei ermittelt in diesem Fall wegen Brandstiftung, erklärt Pressesprecher Thomas Bretschneider. Den Schaden habe die Stadt Görlitz als Eigentümerin mit etwa 800 Euro beziffert. Aber die Laube war nicht das einzige, was in dieser Nacht lichterloh brannte: In der nahe gelegenen Erich-Weinert-Straße kam es in derselben Nacht zum Brand von drei Mülltonnen. Der geschätzte Schaden beläuft sich hier auf rund 400 Euro, so Thomas Bretschneider.

Rainer Lipski hat seine eigene Theorie dazu, wie diese Brände zustande gekommen sein könnten. „Hier ist eine Gang durchgezogen“, sagt er. Die betroffene Parzelle liegt an der äußersten Ecke der Kolonie und ist seit Längerem nicht genutzt. Der Eingang zeigt zum Skaterplatz. Hier habe er häufig bis in den späten Abend Gruppen von Menschen gesehen. Wer es auch gewesen ist, hat das Gartentor gewaltsam ausgehängt und sich durch die kleine Wildnis aus Sträuchern und hohem Gras seinen Weg zur Laube gebahnt.

In der Asche liegt angesengt, aber verhältnismäßig gut erhalten ein Schulheft mit Englischvokabeln. Hinweis auf einen Täter? Wenn ja, war er sehr clever. „Big Brother Klasse 10“ steht auf dem Namens-Etikett des grünen Heftumschlags geschrieben. So lässt sich niemand identifizieren. Ein Feuerkorb steht auch dabei. Hier könnte der Brand seinen Ausgang genommen haben: „Die Gruppe hat vermutlich in der Laube zusammengesessen und wollte dann ein Feuerchen machen“, vermutet Rainer Lipski. Spätestens bei den brennenden Müllcontainern ist aber nicht mehr von einem schiefgegangenen Lagerfeuer auszugehen – ganz abgesehen davon, dass Feuer in geschlossenen Räumen schon fast von mehr als Sorglosigkeit zeugt.

Ende Juni dann brennen wieder Lauben in Weinhübel. Am späten Abend des 22. Juni erfasst das Feuer zwei Hütten in einer sehr versteckten Anlage im Wald. Die Gärten sollen privat sein, sie liegen in der Nähe der Kolonie Eschengrund an den Bahnschienen. Zeugen haben offenbar kurz zuvor einen lauten Knall gehört und die Polizei gerufen. Die Feuerwehr löscht auch hier die Flammen. Die Höhe des Sachschadens kann bisher nicht genauer beziffert werden. Die Nachricht beunruhigt Rainer Lipski rund zwei Wochen später nur kurzfristig: „Uns wurde gesagt, hier sei es wahrscheinlich ein Blitz gewesen.“ Doch davon geht die Kriminalpolizei nicht mehr aus. „Ein Brandursachenermittler sicherte am Tatort Spuren“, teilt Thomas Bretschneider mit. „Nach dem derzeitigen Erkenntnisstand ist ein Blitzeinschlag als Ursache für die Brände der beiden Lauben eher unwahrscheinlich.“ Die Ermittlungen gehen in beiden Fällen weiter.

In der Kolonie an der Ladenstraße ist nun erst einmal Aufräumen angesagt. „Wir haben schon einen gemeinsamen Arbeitseinsatz geplant“, erzählt Rainer Lipski. Dafür ist es hilfreich, dass die Laube kontrolliert heruntergebrannt ist und keine Bauteile mehr stehen. Wenn dann auch noch die Sträucher gestutzt und der Rasen gemäht sind, gibt es wieder Hoffnung für die Parzelle. Eine Frau mit einem Kind hat Interesse an einem Garten in der Kolonie an der Ladenstraße angemeldet. „Damit wäre unser einziger leerer Garten auch wieder genutzt“, erklärt Rainer Lipski erfreut. Denn durch die Lage in der Nähe der Straßenbahnhaltestelle und des Supermarkts ist die Sparte beliebter als andere Kleingartenvereine in Görlitz. Nur eine neue Laube müsste dann her.