Von Maik Brückner
Jens Oertel wohnt in einem Wanderparadies. Sowohl die 786 Meter hohe Kohlhaukuppe als auch der 824 Meter hohe Geisingberg sind von seinem Haus aus gut zu erwandern. Seine Lieblingsanhöhe ist aber die 807 Meter hohe Scharspitze zwischen Geising, Altenberg und Zinnwald. Deshalb sollte sie unbedingt auf der geführten Tour dabei sein, die der 52-jährige Geisinger zum Altenberger Wandertag am 1. Mai anbieten möchte. Dort lädt er zu einer Speed-Wanderung ein.
Weitere Touren im Angebot
„Wir werden nicht rennen, aber eben zügig wandern“, sagt er. Zeit zum Fotografieren oder für längere Gespräche ist nicht eingeplant. Ihm und seiner Wandergruppe stehen nur drei Stunden für diese etwa 15 Kilometer lange Tour zur Verfügung. Diese beginnt in Altenberg und führt über den Geisingberg nach Geising, Zinnwald, den Kahleberg nach Altenberg zurück. „Ich habe sie schon abgewandert“, sagt der Geisinger. Spätestens 13.30 Uhr zur offiziellen Eröffnung der Wandersaison möchte er mit seiner Gruppe wieder am Altenberger Bahnhof sein. Der Geisinger ist zuversichtlich, dass sich einige Wanderfreunde seiner Gruppe anschließen. „Bei uns kann jeder seine Fitness testen“, sagt er. Wer es nicht ganz so sportlich mag, kann an einer der Sternwanderungen, der Führung zur Altenberger Pinge oder der Kräuterwanderung teilnehmen.
Jens Oertel freut sich auf den Tag. Es dürfte auch sein erster großer Auftritt als Geisinger Wegewart sein. Dieses Ehrenamt hat Jens Oertel im Herbst vorigen Jahres übernommen, nachdem es ein halbes Jahr lang unbesetzt geblieben war. Zuvor hatte es der inzwischen verstorbene Gerold Pomsel inne. Der Lauensteiner war der Inbegriff des Wegewartes. Liebevoll kümmerte er sich um das Wegenetz in und um Lauenstein. Dem Erzgebirgszweigverein Geising fiel es schwer, einen Nachfolger für Pomsel zu finden. Letztlich gelang es. Dazu wurde das Gebiet aufgeteilt. Oertel erklärte sich bereit, Geising, Löwenhain und das Gebiet bis zur Grenze zu übernehmen. Hier sei er am Wochenende sowieso viel unterwegs, sagt er. Denn das Wandern ist seine Leidenschaft und das seit frühster Kindheit. Diese verbrachte er auf dem flachen Land bei Senftenberg. Dort, in der südlichen Niederlausitz, wuchs er auf. Doch schon als Knirps war er sehr oft im Osterzgebirge, um Ski und Schlitten zu fahren. Doch nicht nur zum Urlaub ging es ins Osterzgebirge. Auch sein Vater nahm ihn mit. Er baute Anfang der 1970er-Jahre an der Stahl-Holz-Konstruktion der Geisinger Schanze mit, erinnert sich Jens Oertel.
Wanderfest am Bahnhof
Das Osterzgebirge hat ihn seither nicht losgelassen. Seit 15 Jahren wohnt er hier. Jens Oertel ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Neun Jahre führte er zusammen mit seiner Frau Petra das Berghotel Schellhas. „Wir hätten es gern übernommen“, sagt er. Doch das habe leider nicht funktioniert. Nach dem Schellhas arbeitete Oertel unter anderem kurzzeitig als Hoteldirektor im Berghotel Augustusberg in Berggießhübel. Nach kurzer Zeit verließ er das Hotel, und suchte weiter. Vor drei Jahren heuerte er bei einer IT-Firma in Dresden-Hellerau an. Dort ist er für den Verkauf und das Marketing zuständig. Einen Ausgleich zu diesem Bürojob findet der Geisinger auf dem Tennisplatz und eben beim Wandern. Weil er jahrelang direkt neben dem Erzgebirgs-Kammweg gearbeitet hat, reizte es ihn, diesen auch mal abzuwandern. Den Anfang hat er gemacht. Im vorigen Jahr wanderte er mit seiner Frau bis Neuhausen, in diesem Jahr haben sich die beiden vorgenommen, weitere drei, vier Etappen Richtung Blankenstein zu wandern. „Wie viel wir schaffen, hängt auch von unserem Hund ab, der ist schon ein wenig altersschwach“, sagt er und lächelt. Auch bei seinen Wanderungen rund um Geising lässt sich der Wegewart von seinem Hund begleiten. Hier gibt es immer etwas zu tun. Denn die Region verfügt über viele Wanderwege. Jens Oertel kümmert sich um die Ausschilderung, damit sich keiner verläuft. Er macht es gern. Es ist sein Beitrag, das Wanderparadies zu erhalten.