Von Frank Oehl
Kamenz. Dass der Wettergott ein Kamenzer ist, weiß man spätestens seit dem Tag der Sachsen 2011, der bei unvergessenem Kaiserwetter stattfand. Einen weiteren Beweis für diese kühne Behauptung gab es jetzt beim 1. Kamenzer Würstchenmarkt – mit „offizieller Inbetriebnahme“ des umgestalteten Marktplatzes, mit verkaufsoffenen Läden, mit viel Frühlingsfest-Geschehen im Zeichen der Ostereier. Alles fand bei wolkenlosem Himmel statt – und endlich ohne Winter, der ja in seiner Schwäche noch bis zuletzt ohnmächtige Schauer körnigen Eises über Stadt und Flur gejagt hatte. Allerdings brauchte man schon die Sonne, um sich wohlzufühlen. Im Schatten war es doch noch recht kühl ...
Bilder vom 1. Würstchenmarkt in Kamenz
OB Roland Dantz jedenfalls hatte in seiner Eröffnungsansprache allen Grund, selbst an Goethe anzuknüpfen. „Solch ein Gewimmel möcht ich seh‘n“, jubelte er ins Mikrofon – vor schon etwa zweihundert Leuten auf dem Markt. Bis zum Abend werden es mehrere Tausend gewesen sein, die den vielfältigen Angeboten in der Innenstadt nicht widerstehen konnten. Am herrlich geschmückten Andreasbrunnen, dessen Umfeld zuletzt noch die Helfer um Sieglinde und Günter Tschentscher in Eigenregie vom Splitt befreit hatten, wurde der Einkaufssonntag mit einem zünftigen Wurst-Band-Anschnitt eröffnet – im Beisein des Fleischervereins und vieler Gäste.
5 000 Euro Preisgeld gut angelegt
Unter ihnen auch Landrat Michael Harig, der den 1. Kamenzer Würstchenmarkt gleich als eine Erfolgsstory in der „WIR“-Nachfolge verkaufte. Tatsächlich hätte an diesem Wochenende die 26. Kreismesse stattgefunden, die es allerdings nicht mehr gibt. Dass sich Kamenz aufgerappelt hat, lag aber nicht am Bautzner Engagement. Auch der Dresdner IHK-Geschäftsführer Thomas Ott, der in der Jury des sächsischen Innenstadt-Wettbewerbs „Ab in die Mitte!“ sitzt, lobte ausdrücklich vor allem das City-Management der Stadt. Anne Hasselbach nahm gemeinsam mit dem OB einen Wettbewerb-Sonderpreis entgegen. Er war für die Würstchenmarkt-Idee vergeben worden, und Thomas Ott konnte also gleich vor Ort feststellen, dass die 5 000 Euro Preisgeld gut angelegt sind.
Wie viel Arbeit in der Organisation steckt, weiß auch Optiker Thomas Koch. Der Vorsitzende der Cityinitiative, die selbst maßgeblich an der Vorbereitung des Einkaufssonntags beteiligt war, lobte Anne Hasselbach ausdrücklich. „Ohne ihre Ideen und ihre Beharrlichkeit wären solche Feste kaum möglich geworden.“ Dass es ihr tatsächlich gelungen sei, die Kamenzer Fleischer mit ins Boot zu holen, sei einfach großartig. Viele Bummelgäste lobten auch die über die Kamenzer Stadtwerkstatt mit angeregten Initiativen zur Marktgestaltung. Dazu gehöre gerade auch der Ideenwettbewerb zur Umgestaltung der von der Firma Tietz Promotion betriebenen Würstchenbude am Andreasbrunnen. Die Gerüstfirma Gneuß simulierte, wie das Budenumfeld ideenreich umgestaltet werden könnte. Aber auch im Inneren tut sich Bemerkenswertes. Schon bald wird es nicht nur – wie bisher – Thüringer Rostbratwurst geben. Matthias Tietz: „Ich habe mir bereits einen Würstchenwärmer besorgt. Ab dieser Woche biete ich auch echte Kamenzer an!“