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Ab aufs Erdbeer-Feld

Bei der Eigenernte auf der Plantage steigen die Preise. Nur einer kann sich das nicht erlauben. Das hat einen Grund.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia und Birgit Ulbricht

Großenhain. Jürgen Schneider ist mit seiner Zschauitzer Selbstpflücke am Heiligen Grund in diesem Jahr abgeschiedener als sonst. Denn die Zufahrt über das Gewerbegebiet Zschieschen wurde kurzfristig gesperrt. „Eine Woche lang habe ich im Großenhainer Rathaus versucht, noch was zu machen“, erzählt der Erdbeeranbieter. Doch der Bahnbau hat Vorrang. So müssen alle Großenhainer, die per Fahrrad auf die Zschauitzer Plantage wollen, die Landstraße entlang und durchs Dorf fahren. „Aus diesem Grund halte ich auch meine Preise stabil, damit die Kunden kommen“, sagt Jürgen Schneider. 3,50 Euro beträgt der Kilopreis in der Selbstpflücke seit Jahren. Bereits fertige Körbe bietet er gar nicht erst an – hier muss sich der Kunde noch bücken.

Erdbeer-Bauern hoffen auf Sonne

Das versüßt Schneider seinen Kunden aber auch: Dieses Jahr hat er fünf neue Sorten auf seinem Feld angebaut: Honey, Symphonie, Senga Sengana, Polka und El Sandra. „Wir spritzen nicht. Und wir hatten glücklicherweise auch keine Frostausfälle, weil die Plantage wettergeschützt liegt“, freut sich Jürgen Schneider. Doch eine Prognose wie andere zum Saisonstart will er nicht wagen: „Abgerechnet wird zum Schluss“, meint Schneider.

In Blattersleben zieht Martin Ibisch immerhin schon ein Fazit zum Auftakt. „Wir sind zufrieden, es läuft gut an“, sagt er. Zwar hat die Erdbeer-Saison eine Woche später begonnen, wegen des Frostes im Frühjahr, aber Sonne satt hat dann viel wettgemacht. Ginge es nach Ibisch, könnte der Sommer so anhalten. Gewitter und Sturm braucht ein Erdbeer-Bauer jetzt am allerwenigsten. Nur dann bekommt die rote Frucht ihr unvergleichlich süßes Aroma und vor allem – keinen Schimmel. Bei den Sorten ist man sich treu geblieben in Blattersleben, etwas experimentiert wird nur bei den Spätsorten. Damit die kleinen Roten auch Ende Juli ins Körbchen wandern. 4,08 Euro war der Tagespreis am Freitag in der Selbstpflücke. Wer sich keine Arbeit machen möchte, muss hier mit sieben Euro fürs Kilo rechnen. Weiße Erdbeeren gibt es hier übrigens nirgendwo auf den Feldern. Die sind so anfällig, dass sich Betriebe auf die exotisch anzusehende Frucht spezialisiert haben – und das ausschließlich im Gewächshaus-Anbau. Das Aroma des Sommers erreichen sie allerdings nicht und so bleibt der Gourmet wie der Praktiker doch lieber beim Klassiker in Rot.

Die Firma Kmehlener Agrarprodukte von der MAP hat ihre Selbstpflücke gleich hinterm Hopfen Richtung Gävernitz. Volker Zietzschmann kümmert sich darum, dass sich jede der acht Sorten richtig wohlfühlt. Seit drei Wochen wird schon geerntet – kein Wunder – der Betrieb hat große Zelte. Ab nächster Woche will Zietzschmann auch draußen auf dem Feld ernten, dann ist so viel reif, dass der Nachschub gesichert ist. Wer den gefüllten Korb gleich vom Verkaufsstand mitnimmt, zahlt sechs Euro, Selberpflücken kostet vier Euro. Plus eine kleine Korb-Miete im Cent-Bereich. Aber das Körbchen ist schnell wieder zum Nachfüllen mitgebracht.

Sonntag, Montag auch geöffnet

Auch in Ponickau und Reichenberg gibt es Süßes für Selbstpflücker. Elizabeth Schöne vom Ponickauer Spargelhof kümmert sich um die kleinen roten Racker. Bei den Sorten hat nichts geändert. Die Preise liegen in der Selbstpflücke bei 3,60 Euro – wer gleich volle Körbe holen möchte, zahlt fürs Kilo 5,90 Euro. Wer am langen Pfingstwochenende ausgiebig mit der Familie ins Erdbeerfeld möchte, kann das tun. Samstag haben die Blatterslebener und Kmehlener bis 19 Uhr geöffnet, die Ponickauer bis 16 Uhr. Sonntag, Montag bis 13 Uhr – in Ponickau und Reichenberg bis punkt 12. Versüßen Sie sich also das Wochenende!