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9 000 Unterschriften gegen den Wolf

Schäfer aus Neustadt kämpfen gegen die Ausbreitung des Räubers. Sie fordern den Abschuss einzelner Tiere.

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Von Katarina Lange

Der kräftige Wind weht Schäfermeister Manfred Horn den Hut vom Kopf. Es herrscht Sturm: Gestern vor dem Sächsischen Landtag in Dresden. Der kräftige Wind soll bis hinein in den Landtag getragen werden. Das hat sich der Berthelsdorfer vorgenommen. Und deshalb kommt er nicht mit leeren Händen.

Manfred Horn hat einen Ordner in der Hand. Darin lagern fast 9 000 Unterschriften. Es ist eine Sammel-Petition, die Manfred Horn am Donnerstag Landtagspräsident Matthias Rösler (CDU) übergeben hat. Genau 8 986 Einwohner aus Neustadt und der Sächsischen Schweiz hätten sich in den letzten drei Monaten gegen die unkontrollierte Ausbreitung der Wölfe ausgesprochen. Auch aus Bautzen und dem Raum Dresden kämen Befürworter der Aktion. Das angestrebte Ziel der Schäfer: Eine Dezimierung des Wolfsbestandes auf ein „erträgliches Maß“. Und damit ist der Abschuss einzelner Wölfe gemeint. Diese Regulierung sei bereits in anderen europäischen Ländern erlaubt.

Manfred Horn steht im Blitzlichtgewitter, als er die Unterschriftenlisten an Matthias Rösler übergibt. Der Landtagspräsident hat sich den stellvertretenden Vorsitzen des des Petitionsausschusses an seine Seite geholt. Lothar Bienst nimmt sich Zeit, um sich die Sorgen der Schäfer anzuhören. Sie beklagen vor allem Mehraufwand an Arbeit, seit der Hohwald bei Neustadt als Wolfsgebiet gilt. „Es ist eine gewaltige Arbeit, die wir leisten müssen“, schildert Manfred Horn. Er und auch andere Schäfer bangen mittlerweile um die Existenz. Ein ganzer Berufsstand würde vor dem Aus stehen. „Nachts können wir kaum noch schlafen“, sagt er. Jede Herde müsse morgens kontrolliert werden. Das koste Zeit. „Es ist mindestens die doppelte Menge Arbeit“, klagt Schäfer Eberhard Klose. Die zusätzlichen Investitionen an Kraft und Geld könnten kaum über den Markt hereingeholt werden. Das sei ein Ungleichgewicht, das schnellstens aufgehoben werden müsse.

Mit der Forderung nach Dezimierung der Population steht Manfred Horn nicht allein. Auch Anwohner aus den Dörfern rund um Neustadt hätten Angst. Einige seien am hellerlichten Tag einem Wolf begegnet. „Die Tiere laufen sogar durch das Dorf“, erzählt Manfred Horn. Vielerorts sei die Verunsicherung oder gar Angst groß. „Mit der Petition wollen wir deshalb eine sachliche Diskussion entfachen, die unsere Probleme aufgreift“, sagt Horn und hofft dabei auf Unterstützung aus dem Landtag.

Die wurde ihm gestern zugesichert. „Das Anliegen ist sehr, sehr ernst“, formulierte es Matthias Rösler. Das Thema Wolf sei nicht neu. Und die Probleme, die damit zu tun hätten, auch nicht. Es kämen sogar mehr dazu. „Denn der Wolf wird sich weiter ausbreiten“, sagt Lothar Bienst, stellvertretender Vorsitzender vom Petitionsausschuss im Landtag. Und zwar nicht nur in Sachsen. Der Wolf werde sich irgendwann deutschlandweit verbreitet haben, sagt er.

Bienst verspricht, dass sich der Petitionsausschuss mit den Sorgen und Argumenten der Schäfer intensiv befassen wird. Welche Veränderungen angeregt werden könnten, dazu wollte sich noch niemand äußern. „Wir müssen uns an den gesetzlichen Rahmen halten und können nur in diesem agieren“, erläuterte Lothar Bienst. In den nächsten drei bis sechs Monaten soll es eine Antwort aus dem Landtag auf die Petition geben.

Mit diesem Ergebnis zeigten sich die Schäfer durchaus zufrieden. „Mehr konnte man von diesem Termin vorerst nicht erwarten“, sagt Eberhard Klose.