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800 Kilometer mit dem Tänzer-Taxi

Sechs Fahrer bringen Sportler und Betreuer von A nach B. Der Lufthansa-Streik wirbelt den Plan gerade kräftig durcheinander.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. In der Tänzer-Taxi-Zentrale geht gerade alles ein bisschen drunter und drüber. In dem improvisierten Büro im ersten Stock der Sachsenarena sitzt Maria Gierth vorm Computer und hat das Handy am Ohr. Dazu kommen immer wieder Tänzer rein, die zurück ins Hotel oder ihre Rückreise organisieren möchten. Neben der jungen Frau liegt eine kaltgewordene Pizza auf einem Pappteller. An einem Tisch in Rufweite sitzt Fahrer Sven Gelbhaar und wartet auf seinen nächsten Einsatz. „Der Lufthansa-Streik bringt gerade alles etwas durcheinander“, erzählt er. Besonders für die Koordinatorin des Shuttle-Dienstes sei es in diesem Jahr merklich stressiger.

Doch auch die Fahrer schrubben derzeit ordentlich Kilometer. „Viele, die von dem Streik betroffen waren, sind an einem großen deutschen Flughafen gelandet und dann erst einmal nicht weitergekommen. Häppchenweise wurden sie dann in Maschinen nach Berlin, Dresden oder Halle/Leipzig gesetzt.“ An einem Tag sei er zweimal nach Dresden und einmal nach Berlin gefahren – und zurück, erzählt Sven Gelbhaar. 800 Kilometer hatten sich an einem Abend mal angesammelt. Das weiteste Ziel, das die Tänzer-Taxis noch ansteuern, ist der Flughafen Berlin-Tegel mit rund 200 Kilometern. Die Unterkunft mit der größten Distanz zur Sachenarena ist ein Hotel in Radebeul. „Dort sind über 100 Leute aus den USA untergebracht. Die größeren Gruppen fährt aber der Busbetrieb Weigt mit Reisebus.“ Denn je nach Wunsch holen die Fahrer die Tänzer auch morgens im Hotel ab und bringen sie abends zurück. „Die Shuttle-Fahrten sind in einer Pauschale zur Hotelbuchung enthalten. Die Tänzer zahlen den Transfer vom Flughafen und zurück selbst“, erklärt FVG-Sprecher Tobias Czäczine. „Wir bedanken uns beim Mercedes-Autohaus Bruno Widmann, das uns vier Kleinbusse und zwei Pkw bereitstellt, sowie bei Weigt.“

Eigentlich arbeitet Sven Gelbhaar in seiner Autowerkstatt, aber für die Tanzwochen nimmt sich der Selbstständige Zeit, um als Fahrer im Einsatz zu sein. Die meisten anderen opfern ihren Urlaub dafür. Gebrauch von seinem Handwerk musste der Mechaniker aber zum Glück noch nie machen. Nur einmal ging ein Auto kaputt – doch da konnte Sven Gelbhaar auch nichts mehr retten. „Das war im letzten Jahr. Ich hatte gerade eine Gruppe nach Berlin-Schönefeld gebracht, als 19 Kilometer vor der Abfahrt Thiendorf der Motor plötzlich ausging.“ Er habe eine Stunde mitten in der Nacht bei Schneeregen warten müssen, bis schließlich der Abschleppdienst kam.

Bereits im sechsten Jahr ist Sven Gelbhaar dabei. Über seine Mutter, die beim SC tätig war, habe er von dem Aushilfsjob erfahren. Die Voraussetzungen: „Man muss natürlich Spaß am Fahren haben. Wer nicht gern Auto fährt, sollte das lieber lassen.“ Außerdem müsse man offen für andere Menschen sein – und ein bisschen Englisch sprechen.

Schließlich sprechen die meisten Teilnehmer der Weltmeisterschaften im Show- und im Stepptanz Russisch, Slowenisch, Finnisch, Spanisch oder Französisch – aber eben kein Deutsch. Englisch ist die Sprache, die alle miteinander verbindet.