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7 100 Lehrstellen noch frei

In den 1990er Jahren waren Lehrstellen wegen geburtenstarker Jahrgänge rar gesät. Das hat sich geändert. Dennoch gibt es Vermittlungsprobleme, weil viele den gleichen Beruf haben wollen.

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© dpa

Chemnitz. Kurz vor Beginn des Ausbildungsjahres kommt in Sachsen auf jeden Bewerber mindestens eine freie Lehrstelle. 7 161 offenen Plätzen stehen 5878 Jugendliche gegenüber, die noch keinen Vertrag in der Tasche haben, teilte die Landesarbeitsagentur mit. Behördenchef Klaus Schuberth drängt zur Eile. Betroffene sollten schnell einen Termin zur Berufsberatung vereinbaren: „Die Berufsberater kennen den regionalen Arbeitsmarkt, aktuelle Trends auf dem Ausbildungsmarkt und haben die Adressen der Betriebe, die noch Auszubildende suchen.“

„Für sächsische Schüler stehen die Chancen auf eine Berufsausbildung auch kurzfristig noch recht gut. Denn in vielen attraktiven Berufen fehlen schon heute die Ausbildungsbewerber“, sagte Schuberth. Zerspanungsmechaniker, Elektroniker in der Energie- und Gebäudetechnik sowie Restaurantfachleute stehen dabei ganz oben. Aber auch bei Mechatronikern, Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heiz- und Klimatechnik, Industriemechanikern, Konstruktionsmechanikern, in der Hotelerie, bei Bäckern, Metallbauern und Werkzeugmechanikern gibt es freie Stellen. Besonders krass ist das Missverhältnis bei Verkäufern in einer Fleischerei: Hier kommen auf jeden Bewerber 65 Stellen.

Das Problem bestehe darin, dass viele Jugendliche sich auf wenige vermeintliche Traumberufe versteiften. Dazu gehören Berufe wie Verkäuferin, Kaufmann im Einzelhandel oder im Büromanagement, Lagerist, Kfz-Mechatroniker, Friseuse, Koch, Maler/Lackierer und Tischler. „Die Wunschberufe der sächsischen Schüler haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. Noch immer legen sich über ein Drittel aller Bewerber auf allein zehn Berufe fest. Das führt dazu, dass zum Ende des Ausbildungsjahres junge Menschen keinen Ausbildungsvertrag haben und demgegenüber zahlreiche Lehrstellen nicht besetzt werden können“, erläuterte Schuberth.

Dabei können junge Leute zwischen mehr als 328 Ausbildungsberufen wählen. Deshalb sei es wichtig, dass Schüler Alternativen zum Wunschberuf entwickeln, betonte der Behördenchef. Aber auch die Betriebe seien gefordert. Leistungsschwächere Bewerber sollten mehr als bisher in die Auswahl einbezogen werden. „Denn es zeigt sich oft erst auf den zweiten Blick, dass Schüler trotz schwächerer Leistungen in der Schule für eine Ausbildung gut geeignet sind. Motivation, Engagement und Zuverlässigkeit zeichnen viele Jugendliche aus.“ Die Arbeitsagenturen würden Jugendlichen und Firmen Unterstützung bei Nachhilfe anbieten.

„Die Arbeitgeber, die ihre freien Ausbildungsstellen bisher noch nicht besetzen konnten, sollten die Nachwuchssuche kreativ gestalten und spätestens jetzt auch schulschwächeren Bewerbern eine Chance im Auswahlverfahren geben“, warb Schuberth. Oftmals offenbare sich erst bei genauerem Hinsehen die Eignung eines Bewerbers: „Sie spiegelt sich nicht nur in den Schulzeugnissen, dem Gesundheitszustand, den familiären Rahmenbedingungen oder dem Wohnsitz wider.“ Arbeitgeber hätten größere Chancen, wenn sie das Potenzial der Bewerber erkennen würden und sie auch dann in die Auswahl einbeziehen, wenn sie auf den ersten Blick nicht allen Anforderungen vollständig entsprächen. (dpa)