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60 Prozent Umsatzeinbuße

Aufgrund der Vollsperrung der Kriebsteiner Straße fehlt den Gastwirten die Laufkundschaft. Aufgeben kommt nicht infrage.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Kriebstein. Jaime Santos Moares sitzt an einem der Tische im Biergarten der Gaststätte „An der Wendeschleife“. Das Lokal ist leer, die Stühle staubig. Das Besitzer des Lokals kommt mit dem Wischen kaum hinterher. Denn er blickt auf eine Baustelle. Die Straße existiert nicht mehr. Sie wird erneuert. Gerade sind Heiko Wadewitz und Thomas Köhler von der Firma Walter Straßenbau KG aus Etzdorf dabei, Leitungen zu verlegen und Straßeneinläufe herzurichten. „Wir liegen im Zeitplan“, sagt Polier Wadewitz.

Umsatzeinbußen verzeichnen die Inhaber der Gaststätte „An der Wendeschleife“ Margarita Lyashenko und J. Santos Moares.
Umsatzeinbußen verzeichnen die Inhaber der Gaststätte „An der Wendeschleife“ Margarita Lyashenko und J. Santos Moares. © Dietmar Thomas
Die Touristen Rita und Winfried Zeuner lassen sich von den Arbeiten nicht abschrecken. Sie wählen den Weg durch den Wald.
Die Touristen Rita und Winfried Zeuner lassen sich von den Arbeiten nicht abschrecken. Sie wählen den Weg durch den Wald. © Dietmar Thomas

Für den Gastwirt ist das nur ein schwacher Trost. „Am Dienstag habe ich mittags gerade einmal drei Essen verkauft“, sagt er. Seitdem die Kriebsteiner Straße zwischen dem Großparkplatz an der Talsperre und der Burg Kriebstein voll gesperrt ist, verirren sich nur sehr wenige Gäste in sein Lokal. „Würden Sie sich in einem Biergarten in eine Staubwolke setzen wollen?“, so seine rhetorische Frage.

Er geht von einem Umsatzverlust in Höhe von etwa 60 Prozent aus. „Es fehlt die Laufkundschaft, vor allem in der Woche“, so Jaime Santos Moares. Drei Mitarbeiter musste er entlassen. „Wenn sie im kommenden Jahr noch keinen neuen Job haben, stelle ich sie wieder ein. Momentan kann ich sie mir aber nicht leisten“, sagt er. Schließen kommt für ihn trotzdem nicht infrage. „Wir sind ein Familienbetrieb, da geht das immer noch. Außerdem kommt die Stammkundschaft nach wie vor. Da kann ich nicht einfach zulassen. Ich habe sie mir hart erarbeitet“, so der Gastwirt.

Nur ein paar Meter weiter befindet sich das Eiscafé Kriebstein. Am frühen Dienstagnachmittag ist der Großteil der Tische belegt gewesen. „Auch wir machen nicht so hohen Umsatz, wie er sonst an einem sonnigen Tag zur Ferienzeit üblich ist“, sagt Servicemitarbeiterin Susann Eichhorn. Die Laufkundschaft fehlt. „Vor allem bei den vergangenen Veranstaltungen wie der Burg der Märchen oder der Oldtimerrallye haben wir das gemerkt“, berichtet sie.

Am Großparkplatz sowie im Wald stehen Hinweisschilder, dass beide Lokale geöffnet haben. Die Tagesgäste Rita und Winfried Zeuner lassen sich von den Bauarbeiten und der Vollsperrung nicht abschrecken. Sie wählen den Weg durch den Wald. „Wir sind häufiger an der Talsperre unterwegs, kennen die Schleichwege“, sagt der Senior. Das Ehepaar aus Chemnitz hat es sich nicht nehmen lassen, sich im Café einen Eisbecher schmecken zu lassen. „Man braucht einfach die Einsicht in die Notwendigkeit der Baumaßnahme“, so Winfried Zeuner. Wenn das Wetter mitspielt, könnte der Bau Ende 2017 beendet sein. Sonst spätestens Ende April 2018.

Die Gastwirte hoffen bis dahin auf viele weitere Sonnentage. „Wir sind in diesem Jahr noch mehr vom Wetter abhängig. Bei schlechtem ist sonst wenigstens der Gastraum voll. Aber wenn jetzt kein schönes Wetter ist, kommt fast keiner“, so Susann Eichhorn vom Eiscafé.

Auch das Burgteam hat so seine Müh und Not: „Wir spüren den Straßenbau deutlich“, sagt Susanne Tiesler, Schlossleiterin auf Burg Kriebstein. „Seniorengruppen, die mit dem Bus anreisen, haben schon abgesagt.“ Der Weg vom Parkplatz an der Talsperre durch den Wald bis zur Burg dauert etwa eine halbe Stunde. Das ist für viele ältere Menschen zu weit. „Trotzdem bin ich froh, dass noch so viele Menschen zu uns finden“, so Tiesler. Es sei normal, dass eine Baustelle auch Umleitungen mit sich bringe. Allerdings sei die aus Richtung Mittweida sehr groß.

Die Schlossleiterin sieht aber vorwiegend den positiven Aspekt. Wenn die Straße und der Fußweg fertig ist, sei der Weg für die Besucher sehr komfortabel. „Das ist im Moment eine Durststrecke, durch die wir durchmüssen.“ Auf Anfrage können Hochzeitsgäste und Besucher mit Behindertenausweis von der Kriebethaler Seite aus direkt bis zur Burg fahren. (mit DA/rt)