Von Christoph Scharf
Riesa. Brechend volle Festzelte, unübersehbare Menschenmassen. Auf jeden Riesaer kamen – statistisch betrachtet – mehr als zehn Besucher, als die damals noch 40 000 Einwohner zählende Stadt im September 1999 zum Tag der Sachsen einlud. Fast eine halbe Million Gäste wurden seinerzeit beim größten sächsischen Volksfest gezählt. Derzeit debattieren Riesas Stadträte darüber, ob sich die Stadt noch einmal für das Spektakel bewerben soll (SZ vom Donnerstag). Die Gelegenheit wäre günstig: 2019 steht das 900-jährige Stadtjubiläum an. Das müsste man ohnehin eine Nummer größer feiern als das jährliche Stadtfest. Dieser Aufwand ließe sich sparen, holt man den Tag der Sachsen noch einmal nach Riesa – so die Überlegung der Stadtverwaltung.
Soll Riesa sich für den Tag der Sachsen bewerben?
Gleichzeitig weist sie die Stadträte aber auch auf drohende Kosten für die Ausrichterstadt hin: Einer ersten Kalkulation zufolge müsste die Stadt mindestens 385 000 Euro selbst tragen. Rechnet man einen winkenden Zuschuss des Freistaats für Investitionen heraus, sind es gar mehr als 800 000 Euro. Dafür winkt die Aussicht auf ein Volksfest, das Riesa überregional positiv bekannt macht.
Shuttlebusse im Zehn-Minuten-Takt
Ein Blick in die städtische Chronik zeigt, was damals im September 1999 in der Stadt los war: Binnen dreier Tage kamen 495 000 Gäste – so viele waren es nie zuvor bei einem Tag der Sachsen gewesen. Lediglich Zwickau knackte im Jahr darauf den Riesaer Rekord, sodass Riesa immerhin auf Platz zwei aller Tage der Sachsen seit 1992 steht. 665 Vereine mit etwa 30 000 Aktiven nahmen seinerzeit an dem Spektakel teil. Mehr als 260 Händler waren in der Stadt. In elf Schulen mit insgesamt 177 Klassenzimmern übernachteten mehr als 2 500 Teilnehmer, gleichzeitig wurden mehr als 1 000 Betten in 27 Hotels und 114 Betten in 32 Pensionen für die Teilnehmer, Gäste und Journalisten gebucht.
Und dann mussten die ganzen Besucher ja auch noch irgendwie in die Stadt kommen. Zur Erinnerung: Damals begann erst der Bau der neuen B-169-Trasse durch die Stadt. Damit trotzdem gut alle hin- und herkamen, wurden mehr als 60 000 Pkw-Stellflächen auf elf Parkplätzen außerhalb des Sperrgebietes angeboten. Von dort aus fuhren im Zehn-Minuten-Takt Shuttlebusse, mit denen die Gäste zu zwölf Bühnen in der Innenstadt kamen. Die Sachsenarena war erst wenige Tage vor dem Tag der Sachsen fertig geworden – genauso wie der Riesenhügel. Auch die Immendorf-Skulptur „Elbquelle“ sowie die schwergewichtigen Sumoringer vor der Arena waren erst kurz vor dem Spektakel installiert worden.
Höhepunkt war im September 1999 der dreistündige Festumzug, an dem sich weit mehr als 200 Vereine mit 6 500 Personen beteiligten. – Ob sich so ein Spektakel wiederholen lässt? Die Besucherzahlen in den vergangenen Jahren lagen eher bei um die 250 000 Menschen, Großenhain beispielsweise schaffte vor drei Jahren 265 000 Gäste. Allerdings ging zuletzt die Zahl nach oben: Limbach-Oberfrohna mobilisierte im vergangenen September immerhin 300 000 Gäste.
Ob Riesa sich für das Jahr 2019 tatsächlich als Ausrichter bewirbt, entscheiden die Stadträte am nächsten Mittwoch.