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45 Minuten Schweigen

Die Lehrer am Heidenauer Gymnasium machten mit einer besonderen Aktion auf die schlechte Stimmung und Lage an den Schulen aufmerksam.

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© Daniel Förster

Von Heike Sabel

Heidenau. Das war eine der schwersten Unterrichtsstunden, die Irene Ullrich jemals gegeben hat. 45 Minuten schwieg sie am Freitagvormittag. Der Biologieunterricht in der 9c fand trotzdem statt. So wie auch bei den anderen Lehrern des Heidenauer Gymnasiums. Sie hatten die Aktion der stummen Stunde initiiert. Damit wollten sich auf die Situation an den sächsischen Schulen aufmerksam machen. Das Programm „Nachhaltige Sicherung der Bildungsqualität in Sachsen“ der Regierung sei nach ursprünglich geweckten Hoffnungen eine erneute Ernüchterung. Vor allem über 42-jährige Lehrer blieben nach den jüngsten Plänen der sächsischen Regierung auf der Strecke, sagen sie. Viele Lehrer, die sich nach Jahrzehnten als Träger des sächsischen Schulsystems verstehen, sind demotiviert. Sie sehen damit die Qualität der Bildung für die Schüler gefährdet. Darüber hatten Irene Ullrich und ihre Kollegen am Vortag mit den Schülern geredet, die die Aktion unterstützten. Für beide Seiten waren die 45 Minuten, in der zwar die Schüler reden durften, nicht aber die Lehrer, schwer. Irene Ullrich schrieb zwischendurch an die Tafel „Ich hatte nicht gedacht, dass es mir so schwerfällt, nicht zu sprechen.“ Die 45 Minuten waren am Freitag gefühlt länger als sonst. Am Ende gab es in Irene Ullrichs Klasse Beifall.

Lehrer, die frei hatten, trafen sich in der Stunde zum Gespräch mit einem Vertreter des Landesamtes für Schule und Bildung. Was es gebracht hat? Nichts, sagen die Lehrer. Die Aktion aber doch. Sie habe auf ihre Probleme aufmerksam gemacht.

Ein Gespräch vor Ort mit der SZ lehnte der Behördenvertreter ab. Zunächst war im Landesamt erwogen worden, die Aktion als Streik einzustufen, was personalrechtliche Konsequenzen für die Lehrer bedeutet hätte. Davon nahm die Behörde dann aber Abstand.