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41-Jähriger hat nun endlich keine Lust mehr auf den Knast

Nach zwei Dutzend Vorstrafen in 25 Jahren hat ein schwerer Junge den Richter überzeugt, ihm eine letzte Chance zu geben.

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Von Alexander Schneider

Alexander W. (41) hat eine einfache Erklärung: „Wenn du Geld brauchst, machst du halt, was du gelernt hast.“ Am Freitag saß Alexander W. vor dem Amtsgericht Dresden. Mal wieder. Seit Anfang der 90er-Jahre steht er mit dem Strafgesetz auf Kriegsfuß, hat zwei Dutzend Vorstrafen und so gut wie alle Bereiche durch – Verkehrsdelikte, Diebstahl, Betrug, Körperverletzung, eine fahrlässige Tötung, Bedrohung, Nötigung, Gefangenenbefreiung, Autoeinbrüche. Er selbst sagt, er sei mehr als 15 Jahre in Haft gewesen.

Aktuell wird dem 41-Jährigen der Diebstahl einer EC-Karte aus einem Auto in Tauscha vorgeworfen. Noch am selben Tag im März 2014 hat er mit der Karte 1 000 Euro an einem Bankautomaten erbeutet. Die Peugeot-Fahrerin war so leichtsinnig, die Karten-Pin in dem Geldbeutel aufzubewahren. Im Januar 2014 hat er einen Alfa Romeo für 30 Euro betankt, zahlte die Rechnung aber nicht. Er hat in der Tankstelle in der Großenhainer Straße nur Lebensmittel gekauft und fuhr danach weiter. Am Alfa hatte W. falsche Kennzeichen angebracht, es der Polizei aber leicht gemacht, auf ihn zu kommen. Es waren die Kennzeichen vom Opel seiner Mutter. Im April hatte sich der Angeklagte mit einem Mann vor einem Lokal in Pieschen angelegt und ihm auf die Schläfe geschlagen, sagt Staatsanwalt Andreas Riedemann – Diebstahl, Computerbetrug, Fahren ohne Fahrerlaubnis, Urkundenfälschung, Tankbetrug, Beleidigung und Körperverletzung. Das alles in nur drei Monaten, unter laufender Bewährung. Riedemann forderte daher eine unbedingte Haftstrafe von 22 Monaten.

Neu war jedoch, dass W. überraschend alle Vorwürfe ohne Wenn und Aber zugegeben hat und sich bei der Autofahrerin entschuldigte. Er habe schon immer ein Problem damit gehabt, sich an Regeln zu halten, sagte W.: „Staatsanwälte und Polizisten hab’ ich nie für voll genommen.“ Er sei rein und raus aus dem „Scheißknast“ gegangen, „ich bin nicht stolz darauf“. W. habe Drogen genommen, um alles auszuhalten, so wurde alles noch schlimmer. Draußen hatte er Geldmangel, und schon ging es von Neuem los. Inzwischen habe er jedoch erkannt, dass die Zeit weg ist. Lebenszeit. Er arbeite nun sein Leben auf, macht eine Drogen- und Psychotherapie.

Verteidiger Michael Stephan, der W. seit Jahren kennt, sagte: „Das ist wirklich eine neue Phase in seinem Leben.“ Stephan plädierte daher auf eine Bewährungsstrafe. „Früher hatte mein Mandant immer alles abgestritten, heute steht er dazu.“

Richter Thomas Hassel hat eine mutige Entscheidung getroffen. Er verurteilte W. zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren: „Ich sehe, dass sich bei Ihnen etwas getan hat. Wenn Sie sich nicht bewähren, gehen sie wieder rein.“ Außerdem muss W. der Autofahrerin 1 200 Euro als Schadenswiedergutmachung zahlen.