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400 von einer Million

Das WelWel sammelt Bewegungseinheiten für einen guten Zweck. Was dahintersteckt, hat der DA ausprobiert.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Da sitze ich und trete in die Pedale. Der Blick schweift übers Muldental. Das könnte also auch eine Tour auf dem Mulderadweg sein, aber dieser Liegeergometer steht unverrückbar im Fitnessstudio im WelWel, direkt an der großen Panoramascheibe. Das Display zeigt knapp fünf Kilometer an. Im wirklichen Leben wäre ich jetzt also irgendwo bei Niederstriegis. 80 Umdrehungen, reichlich 200 Watt Leistung. Der Puls hat sich bei 120 eingepegelt. Warm wird mir schon seit Kilometer zwei und der Schweiß beginnt zu rinnen. Die Luft reicht noch, um ein bisschen mit Studiochefin Christine Rippin und dem Fotografen herumzualbern. Sie beginnt rückwärts zu zählen. Als das Display auf die Fünf springt, höre ich auf.

Ich will es ja auch nicht übertreiben. Das ist ein Training light und eigentlich bin ich nur da, um herauszubekommen, was es mit diesen geheimnisvollen „Moves“ auf sich hat. Eine Million davon will das WelWel bis Ende März ansammeln. Moves, das sind Bewegungseinheiten, hat mir Christine Rippin erklärt. Und wenn die Million zusammenkommt, gibt es eine Spende vom Hersteller der Fitnessgeräte für den Verein Sonnenstrahl in Dresden. „Den kenne ich noch aus meiner Zeit als Schülerin am Gymnasium“, erzählt sie. Die Schule veranstaltet jedes Jahr den „Lauf mit Herz“ zugunsten vom „Sonnenstrahl“. Im WelWel ist es ähnlich: „Die Leute machen was für die eigene Gesundheit und für einen guten Zweck“, sagt die Studioleiterin. Die Lehrer des Gymnasiums können mittrainieren und außerdem sucht das Welwel noch 15 Freiwillige, die drei Wochen lang im Studio schwitzen und „Moves“ für die Gesamtwertung produzieren.

Das Ergometer meint, ich hätte für fünf Kilometer in elf Minuten 143 Kilokalorien verfeuert. Auf einem Schlüssel wird alles aufgezeichnet. Abgerechnet wird zum Schluss. Erstmal rauf auf die Folterbank – so wie ich sie nenne. „Das ist keine Folter“, meint meine Personal Trainerin spitz. „Wir nennen das Unterstützung.“ Auf dem „Latzug“ wird erst mal der Musculus latissimus dorsi aktiviert. Wusste vorher auch nicht, dass ich so etwas habe. Der „breite Rückenmuskel“ führt ja eher ein verstecktes Dasein. Dann kommt noch die Brustpresse dran. Brustmuskel – auch so ein vernachlässigtes kontraktiles Organ, „Los, noch zehn“, treibt mich meine Trainerin an, als ich eigentlich schon aufhören will. Aller klar, keine Folter. Aber was tut man nicht alles für Moves.

Etwa 150 Leute pro Tag kommen ins Fitnessstudio. Auch viele ältere, die was für ihre Gesundheit tun wollen. Annett Portig ist gerade fertig mit ihrem Training. „Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit“, meint sie, als sie den Schlüssel in den „Visio-Self“ schiebt. 800 Moves, 412 Kalorien erscheint auf dem Display. „Ich tue vor allem etwas für die Kondition und für den Rücken“, sagt sie. „Man merkt sofort, wenn man mal pausiert hat.“

Fred Berthold aus Hartha steigt noch nicht mal vom Stepper, als er die Fragen nebenbei beantwortet. „Ich bin voll fit“, meint der 62-Jährige. Dreimal in der Woche kommt er ins Studio. „Vor zehn Jahren habe ich damit angefangen. Ich war sehr dick. Mittlerweile ist da viel heruntergekommen.“ Berthold tut etwas für die Kondition. „Außerdem mache ich noch Übungen für den Rücken.“ Zur Million wird er wohl ziemlich viel beitragen. Pro Training bringt es Berthold auf 2000 bis 3000 „Moves“. „Das kommt auf die Kondition an“, sagt er. „Die Aktion mit dem Verein Sonnenstrahl finde ich gut.“

Mein Beitrag für den Sonnenstrahl fällt bescheidener aus. 195 Kalorien habe ich verbrannt und damit 398 Moves erzeugt. Also 400 von einer Million. „Das war ein sehr gutes Training“, meint Christine Rippin. „Aber da ist auch noch viel Spielraum nach oben.“