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40 Vegro-Beschäftigte bangen um ihre Jobs

Die Biederlack-Gruppe will die Decken-Fertigung in Kirschau einstellen. Doch noch gibt es Hoffnung auf Erhalt des Standortes.

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Von Katja Schäfer

Die Firma Hermann Biederlack begeht 2012 ihr 125-jähriges Bestehen. Doch den rund 40 Beschäftigten der Vegro Textilproduktion Kirschau, die zur Unternehmensgruppe gehört, ist überhaupt nicht zum Feiern zumute. Die Männer und Frauen, die Wohn- und Schlafdecken fertigen, bangen um ihre Jobs. Die Muttergesellschaft im 600Kilometer entfernten Greven (Nordrhein-Westfalen) will den ostsächsischen Standort in den nächsten Wochen schließen (SZ berichtete). Wolfgang Schlattmann, Personalleiter der Unternehmensgruppe, begründet das mit dem starken Auftragsrückgang 2011 und 2012 – ohne Zahlen zu nennen. „Wir können den Standort Kirschau nicht mehr auslasten, nicht mehr rentabel betreiben“, sagt Schlattmann.

Die Schließungspläne kamen für die Kirschauer Beschäftigten „völlig überraschend“. Das sagen Betriebsleiter Uwe Bethmann und Betriebsratsvorsitzender Horst Zaika übereinstimmend. Ende Januar hatten die Mitarbeiter davon erfahren. Seitdem kämpft der Betriebsrat um den Erhalt des Standortes. Hilfe bekommt er von der IG Metall. Über die Gewerkschaft hat er sich einen Rechtsanwalt genommen. Laut Horst Zaika verspricht auch Schirgiswalde-Kirschauer Bürgermeister Sven Gabriel (FDP) dem Betriebsrat Unterstützung. Wie die aussehen soll – dazu waren für die SZ vom Bürgermeister trotz mehrfacher Versuche keine Aussagen zu bekommen. – In den vergangenen Tagen waren Vertreter der Geschäftsführung der Biederlack-Gruppe in Kirschau. Verhandlungen mit dem Betriebsrat fanden statt, und am Donnerstag wurden die Beschäftigten bei einer Betriebsversammlung über den Stand der Dinge informiert. „Es gibt noch nichts Neues. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen“, berichtet Stephan Hennig von der IG Metall Bautzen. Sein Ziel ist es, die Arbeitsplätze in Kirschau zu erhalten. „Eine Variante wäre, dass ein Investor den Standort übernimmt“, sagt Stephan Hennig. Laut Betriebsrat gibt es dafür einen Interessenten, und es laufen Gespräche. Betriebsrat und Geschäftsführung verhandeln auch schon über einen Interessenausgleich und Sozialplan. Wie der Personalleiter sagt, werden den betroffenen Kirschauer Mitarbeitern Arbeitsplätze im Werk in Greven angeboten, wo 220 Leute tätig sind. Allerdings sei die Resonanz gering. Wolfgang Schlattmann zeigt dafür Verständnis: „Viele der Kirschauer Beschäftigten sind schon um die 50Jahre und in der Heimat durch Familie, Haus und andere Dinge fest verwurzelt.“

Die Vegro Textilproduktion gehört seit 2005 zur Biederlack-Gruppe. Bereits Ende 2008 gab es in Kirschau einen schmerzhaften Einschnitt. Damals wurde die Weberei geschlossen. 18Arbeitsplätze fielen damit weg. Seitdem kommen die in Greven gewebten Textilflächen auf großen Rollen nach Kirschau. Dort werden sie zugeschnitten, geraut, genäht, gesäumt, verpackt und versendet. Noch im September 2009 hatte der damalige Geschäftsführer des Unternehmens, Rolf Gottmann, im Zusammenhang mit einem Decken-Sonderverkauf gegenüber der SZ betont: „Am Standort Kirschau geht es weiter“. Das wünschen sich die 40Beschäftigten sehr. Doch all zu groß sind die Hoffnungen derzeit nicht. Wie es weiter geht – dazu gibt es nächste Woche wieder Gespräche in Kirschau.