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40 Jahre selbst und ständig

Wilfried Mallmann ist Inhaber des Einkaufscenters in Rietschen, das wird erst gefeiert, dann will er kürzertreten.

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© Jens Trenkler

Von Carla Mattern

Wilfried Mallmann hat sich anstecken lassen. Als der Altbundeskanzler Helmut Kohl in den spannenden Wendejahren die Deutschen, allen voran die Ossis, aufrief, die Ärmel hochzukrempeln, da kam die Botschaft auch in Trebus an. Wilfried Mallmann reparierte zu dieser Zeit Fahrräder, Mopeds und Rasenmäher. Mit 21 Jahren hatte er das Zweiradcenter Mallmann gegründet.

Das ist am 1. Oktober auf den Tag genau 40 Jahre her. Der schlanke Mann hat seitdem selbst und ständig gearbeitet, wie er sagt, und er ist etwas grau geworden mit der Zeit. Aber voller Elan steckt er noch immer. Auch wenn er mittlerweile einiges anders machen würde. Im Frühjahr 2004 übernahm Wilfried Mallmann das Konsum-Landwarenhaus in Rietschen. Das bot zu DDR-Zeiten eine erstaunliche Vielfalt an Waren, darunter Schuhe, Bekleidung, Haushaltwaren.

Und beispielsweise auch für Nieskyer war das eine gute Einkaufsadresse, denn das zum Kohle-Bezirk Cottbus gehörende Rietschen hatte oft mehr zu bieten als der Nachbarort Niesky mit seinem Bauernladen und Eck-HO. Nach der Wende wurden darin für eine Weile Lebensmittel verkauft. Wilfried Mallmann also machte das bekannte, imposante, mitten im Ort stehende vieretagige Gebäude auf einem 3 000 Meter großen Grundstück zum Mallmann-Center. Anfangs gab es neben seinem Angebot von Rädern und Technik mit und ohne Motor für Wald, Hof und Garten sowie allerlei Zubehör zwei weitere Geschäfte, eine Modeboutique und ein Reisebüro.

Dass er die Immobilie mit einem Kredit bei damals etwa 12 Prozent Zinsen kaufte und gänzlich ohne Fördermittel auf Vordermann brachte, das nennt Wilfried Mallmann heute einen strategischen Fehler. Doch damals legte er los, schaffte in der Firma, gründete mit Gleichgesinnten auch einen Handwerker- und Gewerbeverein in Rietschen. Dem gehörten Gewerbetreibende und Unternehmen an. Der Verein organisierte unter anderem regionale Messen, veranstaltete Mountainbikerennen mit mehr als 100 Startern. Doch der Verein löste sich wieder auf und der Trebuser widmete sich mehr dem eigenen Geschäft. „Mit unermüdlichem Einsatz aller Familienmitglieder ist es uns gelungen, das Geschäft erfolgreich am Leben zu halten“, sagt Wilfried Mallmann rückblickend. Im Geschäft arbeiten mit ihm seine Frau Karin und Sohn Torsten.

Mittlerweile konzentriert sich der 61-Jährige auf die Firma. Und er will das Tempo drosseln. „Wir haben 40 Jahre durchgezogen. Aber eine Sechs-Tage-Woche mit 60 Stunden Arbeitszeit, das muss nicht mehr sein“, sagt er. Zumal neben dem großen treuen Kundenstamm immer mehr Gelegenheitskunden kommen, die sich ausführlich die Technik erklären und vorführen lassen, und dann doch im Internet kaufen.

In einem zweiten Standbein mit einem Online-Handel könnte sich das Haus der nicht mehr umkehrbaren Entwicklung im Einzelhandel stellen, da sind sich Wilfried und Torsten Mallmann einig. Mallmann-Tochter Dana macht es vor, sie lebt in Dresden, näht Kindersachen, verkauft sie über die Online-Plattform Dawanda. Aber das ist nicht der Plan für das Rietschener Mallmann-Center. An 365 Tagen 24 Stunden immer online sein, darauf will sich der Geschäftsmann nicht mehr einlassen. Im Gegenteil. Am 1. Oktober, seinem Firmenjubiläum wird gefeiert, für die Kunden gibt es 14 Tage lang ordentliche Rabatte. Danach geht's für 14 Tage in den Urlaub. Und danach will Wilfried Mallmann die Öffnungszeiten reduzieren. Er plant, künftig Montagmittag zu öffnen und Freitagmittag wieder zu schließen. Und hofft, dass sich seine Kunden darauf einstellen werden.

Bereits begonnen hat auch die Suche nach einem Nachfolger. Sohn Torsten hat seine eigene Firma, wird nicht übernehmen. Inserate bei der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer haben bisher nichts gebracht, höchstens Nachfragen von „Traumtänzern“, wie Wilfried Mallmann sagt. Doch er ist guter Dinge, dass sich jemand ernsthaft interessiert. Das hofft auch Ralf Brehmer, der Bürgermeister von Rietschen. „Das ist ein sehr attraktiver Standort im Zentrum des Ortes, der in Zukunft einen super Internetanschluss haben wird“, sagt der Bürgermeister mit Blick auf die Nachfolge.

Ganz zur Ruhe setzen will sich Wilfried Mallmann nicht, auch wenn das Geschäft mal verkauft ist. „Die Werkstatt werde ich weiterführen, solange es geht“, sagt er.