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4 Gründe für den Zuzug in die Innenstadt von Zittau

Seit Kurzem leben wieder mehr Menschen in Zittaus Herz als zur Wende. Dafür gibt es gute Gründe.

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© szo

Von Thomas Mielke

Ahmed Belhadj, Ingrid und Gerhard Wollitz sowie Peter Knüvener sind nur vier von Hunderten, die in den letzten Jahren ihren Lebensmittelpunkt in die Zittauer Innenstadt verlegt haben. Nach der Wende wurde es leer innerhalb des Rings und an den außen angrenzenden Straßen. 1991 lebten laut Stadtentwicklungskonzept noch 2 825 Menschen im historischen Kern, zur Jahrtausend-Wende waren es rund 600 weniger. Anfang dieses Jahres aber waren es nach Angaben der Stadtentwicklungsgesellschaft wieder 2 860 – und damit mehr als im Nachwendejahr.

Zugezogen aus Olbersdorf: Ahmed Belhadj stammt ursprünglich aus Tunesien, hat aber schon eine Weile in Olbersdorf gelebt, bevor er in die Frauenstraße zog. Von da hat es der 31-Jährige näher zur Arbeit. Außerdem ist er ein Stadtmensch und mag Trubel. Er g
Zugezogen aus Olbersdorf: Ahmed Belhadj stammt ursprünglich aus Tunesien, hat aber schon eine Weile in Olbersdorf gelebt, bevor er in die Frauenstraße zog. Von da hat es der 31-Jährige näher zur Arbeit. Außerdem ist er ein Stadtmensch und mag Trubel. Er g © Rafael Sampedro
Zugezogen aus Zittau-Süd: Ingrid und Gerhard Wollitz haben es nicht bereut, aus der Stephanstraße in Zittau-Süd auf die Klosterstraße im Stadtzentrum gezogen zu sein. Sie gehörten zu den ersten Mietern eines neu gebauten Hauses in der Klosterstraße. Sie s
Zugezogen aus Zittau-Süd: Ingrid und Gerhard Wollitz haben es nicht bereut, aus der Stephanstraße in Zittau-Süd auf die Klosterstraße im Stadtzentrum gezogen zu sein. Sie gehörten zu den ersten Mietern eines neu gebauten Hauses in der Klosterstraße. Sie s © Matthias Weber
Zugezogen aus Hannover: Peter Knüvener hat sich vor wenigen Monaten gezielt für die Zittauer Innenstadt entschieden. Zum einen mag der promovierte Leiter der Städtischen Museen die historischen Gemäuer. Zum anderen gehören kurze Wege für ihn zur Lebensqua
Zugezogen aus Hannover: Peter Knüvener hat sich vor wenigen Monaten gezielt für die Zittauer Innenstadt entschieden. Zum einen mag der promovierte Leiter der Städtischen Museen die historischen Gemäuer. Zum anderen gehören kurze Wege für ihn zur Lebensqua © Matthias Weber

Dieser Trend gilt nur für den historischen Stadtkern, nicht für die restlichen Stadt- und Ortsteile. Gründe dafür gibt es viele. Wir haben vier Beispiele.

4 Gründe, warum die Zittauer Innenstadt wieder bevölkert ist

Grund 1: Abriss von außen nach innen

Bereits seit vielen Jahren konzentriert die Stadt ihre Bemühungen auf die Innenstadt, auch wenn sie bis heute unter Fehlern der 90er Jahre wie der massenweisen Ansiedlung von Märkten auf der „Grünen Wiese“ leidet. So gilt beim Städtebau die Devise: Abriss von außen nach innen.

Am stärksten zu sehen ist das am Wohngebiet Zittau-Ost mit seinen zu DDR-Zeiten errichteten Blöcken: Mehr als die Hälfte ist schon abgerissen worden. Der Rest soll spätestens bis 2035 verschwinden. Die Bewohner der vom Abriss betroffenen Häuser müssen sich eine neue Bleibe suchen. Einige haben sie in der Innenstadt gefunden.

Grund 2: Attraktivität der Innenstadt ist gestiegen

Zur Wende war die Innenstadt eine trostlose Gegend: Die Häuser bröckelten. Viele Wohnungen hatten noch Plumpsklos und keine Bäder. Inzwischen sind laut Stadtentwicklungsgesellschaft rund 70 Prozent der Häuser saniert und auf den neusten Stand gebracht, Straßen, Plätze und Wege – allen voran die Neustadt und der Markt – in Schuss gebracht worden. Zudem haben Privatleute, Firmen und die öffentliche Hand vielen alten Prunkbauten wie dem Gymnasium, der Volkshochschule, dem Rathaus, dem Polizeirevier, der Fleischerbastei, dem Altenheim an der Inneren Weberstraße, der Johanniskirche und dem Salzhaus zu neuem Glanz verholfen. Aktuell sind die Hauptturnhalle, die Klosterkirche und der Rathausplatz dran. Auch das bunte Pop-Art-Viertel mit seinen bunten und mit Kunstfiguren verzierten Fassaden ist – nach anfänglichem Protest – inzwischen als Facette der schönen Innenstadt bei den meisten Zittauern akzeptiert. Noch bleibt bei der Stadtsanierung einiges zu tun, aber attraktiver als zur Wende ist die historische Innenstadt allemal. Nicht umsonst schwärmen viele Besucher. Erst kürzlich hat sogar die Expertengruppe der Bundesregierung für den Städtebau ein Loblied gesungen.

Grund 3: Kurze Wege zu Ämtern und Kultureinrichtungen

Wer in der Innenstadt lebt und arbeitet, braucht im Prinzip kein Auto. Ämter, Kultureinrichtungen, Kneipen, Läden – alles liegt vor der Haustür. Vom Markt aus ist jede Stelle des historischen Stadtkerns in weniger als zehn Minuten zu Fuß zu erreichen. Seit es die erste Innenstadt-Kita gibt, müssen auch Eltern nicht mehr zu den Einrichtungen außerhalb des Rings fahren. Ein Wermutstropfen für viele Innenstadt-Bewohner ist allerdings der fehlende Lebensmittel-Discounter. Er wird immer wieder mal – zum Beispiel beim Weißbuch-Prozess zur Stadtentwicklung – gefordert, obwohl laut Innenstadt-Bewohnern alle Dinge des täglichen Bedarfs im Stadtkern zu bekommen sind. DieVerwaltung hat das Problem erkannt und will erreichen, dass in das an der Ecke Albertstraße/Neustadt geplante Einkaufscenter ein Discounter einzieht. Allerdings ruht der See bei dem Projekt schon wieder seit Monaten still, weil sich der ursprüngliche und der neue Investor nach SZ-Informationen nicht über den Preis für die Übergabe der Planungen einigen können.

Grund 4: Passender Wohnraum wird angeboten

Hochwertig sanierter Wohnraum in der Innenstadt ist begehrt. Wenn die Lage passt, die Hausbesitzer auf den Bedarf an kleineren Wohnungen mit hohem Standard setzen und die alten Grundrisse in moderne ändern, brauchen sie sich um die Vermietung keine Sorgen machen. Das haben Immobilienmakler auf SZ-Anfragen immer wieder bestätigt. Ein Beispiel dafür ist die hochwertige Sanierung von Markt 17/19 durch den Berliner Peter Blaesche. Bereits vor dem Ende der Bauarbeiten im Jahr 2011 waren zehn der zwölf Wohnungen vermietet. Bis heute steht nicht eine leer. Darüber hinaus sind in den letzten Jahren viele Angebote für spezielle Bevölkerungsschichten entstanden, die die kurzen Wege in der Innenstadt genießen: So sind mehrere Häuser auf die Bedürfnisse von Studenten zugeschnitten worden und heute Wohnheime. Auf der Brunnenstraße, auf der Neustadt und am Ring sind neue Wohnformen für Senioren entstanden, die gut und gern genutzt werden. Und Zittaus erste Senioren-Wohngemeinschaft kommt in wenigen Tagen auf der Neustadt hinzu.

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