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394 Pappeln illegal gefällt

Eine ganze Baumreihe entlang der Flugplatz-Mauer in Litten ist verschwunden. Und keiner will’s gewesen sein.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Litten. Der Kubschützer Bürgermeister Olaf Reichert (parteilos) wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung ungewohnt deutlich: „Das ist eine Frechheit! Wir verurteilen das aufs Schärfste und fordern, dass der Fall aufgeklärt wird.“ Gemeint ist die Tatsache, dass auf dem Gelände des Flugplatzes Litten ein Waldstreifen komplett abgeholzt wurde – und zwar ohne Genehmigung des Eigentümers. Der Unternehmer aus Baden-Württemberg, dem außer dem Flugplatz auch die Firmen Presswerkzeugbau in Großdubrau und Kunststoffwerk Neuteichnitz in Bautzen gehören, war kürzlich in einer Versammlung mit Gemeinderäten – eigentlich, um über die Entwicklung von Gewerbeflächen auf dem Flugplatz zu sprechen. Er sei sehr ungehalten wegen der abgeholzten Bäume gewesen, sagt Reichert.

Der Bürgermeister kann sich nicht erklären, wer die Bäume gefällt hat beziehungsweise in wessen Auftrag das geschah. Immerhin dauerte die Aktion mehrere Tage, handelte es sich doch um insgesamt 394 Pappeln. Sie standen entlang der Mauer, die sich von der Flugplatz-Zufahrt an der Weißenberger Straße in Richtung Neupurschwitz zieht. Die SZ fragt bei der Gesellschaft nach, die sich um den Flugplatz-Betrieb kümmert. „Wir haben damit nichts zu tun“, sagt Geschäftsführer Dieter Wolfermann. Die Betreibergesellschaft sei vom Verwalter nur um ihr Einverständnis zum Fällen der Bäume gebeten worden.

Kein Auftrag von der Hausverwaltung

Das stimmt nicht, sagt Patricio Opazo Fischer von der in Leipzig ansässigen Hausverwaltung, die im Auftrag des Eigentümers die Immobilie betreut. Die Fällung sei illegal gewesen. „Von uns ist kein Auftrag erfolgt.“ Da habe wohl jemand vergessen, dass es sich nicht um sein Eigentum handelt. Fischer widerspricht Vermutungen, die Pappeln seien krank und nicht mehr standsicher und daher eine Gefahr gewesen. „Die Bäume waren gesund.“

Der Eigentümer hat Strafanzeige gestellt. Das bestätigt Thomas Knaup von der Polizeidirektion Görlitz. Die Kriminalpolizei habe ihre Ermittlungen in dem Fall bereits abgeschlossen und an die Staatsanwaltschaft übergeben. Zu Ergebnissen will sich Knaup allerdings nicht äußern und verweist an die Staatsanwaltschaft Görlitz. Auskunft zum aktuellen Stand gibt es derzeit aber auch von dort nicht. Die Akte habe dem zuständigen Staatsanwalt noch nicht vorgelegen, teilt eine Sprecherin mit.

Die Gemeinde Kubschütz befürchtet nun negative Auswirkungen des Kahlschlags auf dem Flugplatz. Denn die Baumreihe sei auch für den Wind- und Lärmschutz wichtig gewesen. Nun müsse über Ersatz gesprochen werden. Ob es seitens des Umwelt- und Naturschutzes Forderungen nach Ersatzpflanzungen gibt, dazu will sich das Umweltamt beim Landkreis derzeit mit Verweis auf die strafrechtlichen Ermittlungen in dem Fall nicht äußern.