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375 neue Bäume für Dresdens Straßen

Die Artenvielfalt in der Stadt ist ungewöhnlich groß im Vergleich zu anderen Großstädten. Von denen nehmen sich einige Dresden bereits als Vorbild. Die Vielfalt hat hier einen guten Grund.

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© Sven Ellger

Von Bettina Klemm

Die Namen klingen ungewöhnlich: Resista-Ulmen, Gleditschien, Pflaumenblättrige Weißdorne und säulenförmige Tulpenbäume. Eine kleine Auswahl von insgesamt 375 Bäumen, die bis zum Frühjahr an Dresdens Straßen gepflanzt werden. „Ich kenne keine andere Stadt, die so viele Arten an Straßenbäumen hat. In Dresden sind es 145. Wien hingegen pflanzt nur 18 Arten“, sagt Andreas Roloff. Er ist Professor am Institut für Forstbotanik der TU Dresden.

Dresden probiere schon seit Langem aus, wie Bäume mit Trockenheit und anderen extremen Bedingungen zurechtkommen. Ein schönes Beispiel seien die Blasen-Eschen an der Wilsdruffer Straße. Der Baum bleibt verhältnismäßig klein, blüht spät und bezaubert mit seiner gelb-rötlichen Herbstfärbung. Andere Städte hätten ihn aufgrund der Dresdner Erfahrungen auf ihre Liste genommen.

Bäume machen zweifelslos auch viel Arbeit, räumt Tobias Röllig von der Wohnungsgenossenschaft (WG) Johannstadt ein. Rund 4 000 Bäume stehen auf den Grundstücken der WG. Mehr als 300 Container mit Laub und Grasschnitt, fast 450 Tonnen, entsorgt das Wohnungsunternehmen jedes Jahr. „Wir setzen viel daran, die Bäume zu erhalten, im Zweifelsfall schneiden wir eher zurück als einen Baum zu fällen“, sagt Röllig. Die meisten Mitglieder der Genossenschaft schätzen das grüne Wohnumfeld. Hin und wieder gebe es aber auch Beschwerden, weil ein Baum vor einem Fenster zu wenig Licht in die Wohnung lässt. Seit 2010 können Birken, Pappeln und Baumweiden, Obst- und Nadelgehölze sowie Bäume mit einem Stammumfang von einem Meter genehmigungsfrei gefällt werden. Die Grünen haben jedoch beantragt, den Baumschutz in Sachsen wieder zu verschärfen. „Große Bäume sind von enormer Bedeutung für unser Stadtklima und unsere Lebensqualität“, erklärt Umweltamtsleiter Christian Korndörfer.

Ihrer Verantwortung seien sich die privaten Hauseigentümer bewusst. „Bepflanzte Grundstücke haben einen höheren Wohnwert. Kein Eigentümer fällt ohne wichtigen Grund einen Baum“, sagt René Hobusch, Präsident des Verbandes Haus & Grund Sachsen. Daher sieht er eine Verschärfung des Gesetzes sehr kritisch.

Bäume — Last oder Lust? ist am 28. November das Thema der Umweltgespräche im Plenarsaal des Dresdner Rathauses, Beginn 19 Uhr, Eintritt ist frei.