Merken

300 Leute bei Demo gegen Asylheim

Auch wenn die Erstaufnahmeeinrichtung für 700 Flüchtlinge vom Tisch ist, wurde friedlich demonstriert. Einem Asylbewerber, der bei der Kundgebung sprechen wollte, wurde jedoch das Wort verboten.

Teilen
Folgen
NEU!
© Jonny Linke

In Großröhrsdorf sind am Donnerstagabend rund 300 Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Asylpolitik in Deutschland zu protestieren. Zunächst gab es eine Kundgebung vor dem Rathaus. Anschließend zogen die Demonstranten durch die Stadt. Die Polizei, die die Veranstaltung absicherte, sprach im Anschluss von einem friedlichen Protest ohne besondere Vorkommnisse. Beobachtern zufolge wurde es jedoch kurz laut, als ein Asylbewerber bei der Kundgebung auf dem Markt am freien Rednermikrofon sprechen wollte. Demonstranten riefen ihm „geh nach Hause“ zu. Daraufhin verzichtete der Mann darauf, noch etwas zu sagen.

Die Demonstration war nicht die Erste in Großröhrsdorf. Seit in der Stadt eine Asylunterkunft des Landeskreises für rund 60 Menschen eingerichtet wurde, gibt es dort in loser Folge Proteste. Zuletzt beteiligten sich jedoch nur rund 80 bis 100 Personen an den asylkritischen Demos.

Zulauf bekam der Protest nun durch eine Ankündigung des Freistaats, in Großröhrsdorf eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge einrichten zu wollen. Bis zu 700 Menschen sollten in den Schüco-Hallen an der Pulsnitzer Straße untergebracht werden. Das Projekt ist jedoch erst einmal vom Tisch, weil der Nutzer der Halle den nötigen Vertrag mit dem Freistaat nun doch nicht mehr unterschreiben will. Das Innenministerium machte nach der Entscheidung aber deutlich, dass sie im äußersten Notfall trotzdem auf die beiden großen Hallen zurückgreifen wolle. „Das möchten wir nicht, aber ausschließen können wir es auch nicht“, sagte ein Vertreter des Innenministeriums bei einer Bürgerversammlung in Großröhrsdorf Mitte dieser Woche. Bis zum Jahresende müsse in Sachsen noch Platz für 5 000 Asylbewerber geschaffen werden und geeignete Objekte seien äußerst rar. (SZ mit jl)