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20.000 feiern auf dem Theaterplatz

„Knallerfrei“ lautet die Devise der familienfreundlichen Party. Nur einer darf richtig Krach machen. Die SZ hat den Feuerwerker in der Silvesternacht begleitet.Feuerwehr rückte Silvester besonders häufig aus

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Juliane Richter

Mit den letzten Takten des Toten Hosen-Hits „Tage wie diese“ beginnt der Countdown. Mehr als 10.000 Menschen schauen gebannt auf die Videoleinwände auf dem Theaterplatz. Dort laufen die letzten zehn Sekunden des Jahres 2012 unermüdlich ab. Auch Mathias Kürbs starrt über seine Schulter dort hinauf – und drückt als die „1“ aufleuchtet mit beiden Zeigefingern zwei kleine rote Knöpfe mit der Aufschrift „FIRE“.

Am Reiterstandbild vor der Semperoper hat Mathias Kürbs das Neujahrsfeuerwerk aufgebaut. Rund 5.000 Schuss haben die größte Silvesterparty Sachsens begleitet. Zuvor hatte der Spezialist bereits ein kleineres Feuerwerk für die Kinder gezündet. Fotos: Karl-
Am Reiterstandbild vor der Semperoper hat Mathias Kürbs das Neujahrsfeuerwerk aufgebaut. Rund 5.000 Schuss haben die größte Silvesterparty Sachsens begleitet. Zuvor hatte der Spezialist bereits ein kleineres Feuerwerk für die Kinder gezündet. Fotos: Karl-

Nur einen Augenblick später ist das Reiterstandbild von König Johann in einen Ring gleißenden Lichts getaucht. Den aufbrandenden Jubel der Feiernden nimmt der Feuerwerksspezialist in diesem Moment nur am Rande wahr. Während sich die Partygäste in die Arme fallen und Glückwünsche für das neue Jahr austauschen, wiegt er sich im Takt der klassischen Musik und verfolgt mit einem leichten Lächeln seine Komposition. Elf Minuten lang erhellen Fontänen, Gold- und Silberregen sowie bunte Sternenbouquets den Theaterplatz. Dann ist klar: Alles hat geklappt. Der 45-Jährige ist zufrieden mit sich und seiner peniblen Vorbereitung. Immerhin drei Tage haben seine Mitarbeiter die Feuertöpfe in der Werkstatt miteinander verkoppelt. Der Aufbau auf dem Theaterplatz rund um das Reiterstandbild hat sie weitere drei Stunden beschäftigt. „An diesem Abend werden etwa 5.000 Schuss ausgelöst“, so Kürbs vorher.

Die verschiedenen Batterien sind über Kabel miteinander verbunden. Bis zu drei Kilometer kommen dabei zusammen. Jede einzelne Verbindung hat Kürbs am Abend noch einmal überprüft. Ein Sicherheitsmann achtet zudem darauf, dass niemand den abgesperrten Bereich betritt und über eines der dünnen Kabel stürzt. Fehler können laut Kürbs kaum passieren, auch eine Fremdzündung sei nicht möglich. „Das Signal zum Auslösen des Feuerwerks wird über eine geschützte Frequenz gesendet“, so der Fachmann. Das Neujahrsfeuerwerk ist für ihn ein Heimspiel – schon zum vierten Mal unterhält er die Dresdner damit farbenfroh auf dem Theaterplatz. „Hier sind viele störende Faktoren ausgeschlossen. Schwieriger ist es, wenn zwischen mir und dem Feuerwerk ein Kilometer Wasser ist. Dann kann ich nichts mehr beeinflussen.“ Bei der Kieler Woche hatte er schon mit solchen Bedingungen zu kämpfen.

Seit gut 20 Jahren zündet Kürbs Feuerwerke und hat dabei viele technische Verbesserungen erlebt. „Früher haben wir noch Stahlrohre in den Boden gegraben. Dafür würde ich heutzutage mit dem Grünflächenamt richtig Ärger bekommen“, sagt er mit einem Lächeln. Für ihn und sein Team ist die Arbeit in dieser Nacht erst getan, als der letzte Knall verhallt ist und der Feuerwerksspezialist seinen Zündkoffer zuklappt. „Jungs, alles Gute“, gratuliert er den Technikern, die am Regiepult die Musik einspielen. Dass er Silvester stets allein an seinem Zündkoffer verbringt, stört ihn nicht im Geringsten. „Ich bin einfach froh, wenn ich den Leuten hier mit meinem Feuerwerk eine Freude machen kann.“

Die Partygäste auf dem Theaterplatz scheinen an diesem Abend zufrieden. Während sich der Alkoholisierungsgrad bis Mitternacht in Grenzen hält, herrscht überall gute Laune. Kleine Kinder erfreuen sich an blinkenden Hasenohren oder Farbringen, und die Erwachsenen folgen den Anweisungen der „Partypiloten“. Mit leichten Schrittfolgen bringen sie die Gäste in Bewegung. An die 20.000 haben laut Veranstalter ihren Jahresausklang auf dem Theaterplatz gefeiert.