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200 Zuhörer beim Islam-Vortrag

Eine neue Bautzener Initiative will über die Hintergründe der aktuellen Asylprobleme aufklären. Gleich zum Auftakt war das Interesse groß.

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© Uwe Soeder

Frances Scholz

Bautzen. Das Foyer der Bautzener Volksbank ist gut gefüllt am Montagabend. Rund 200 Zuhörer sind gekommen. Sie wollen mehr über den Islam erfahren. Wie denken Muslime? Wie gefährlich ist die Religion? Diese und viele weitere Fragen will ihnen Tayyar Kocak beantworten. Der Leipziger ist Regionalleiter Mitteldeutschlands des Forums für Interkulturellen Dialog. Und der erste Redner der neuen Veranstaltungsreihe „Bautzener Gespräche“. Diese sollen über die Themen Asyl und den Islam aufklären und zur sachlichen Diskussion anregen.

Tayyar Kocak ist überwältigt von dem großen Interesse der Bautzener. „Mit so vielen Zuhörern habe ich nicht gerechnet. Aber es ist gut so, denn in der heutigen Zeit ist es wichtig, das Gespräch zu suchen, egal wie verschieden man ist“, sagt er zu Beginn der Veranstaltung. Der Islam sei ein riesiges Gebiet, was er nicht in einem Vortrag abdecken könne. Aber er will einen Einblick geben in die Religion. Tayyar Kocak spricht über das Leben Mohammeds und wie er die Religion weitergegeben hat. Er erklärt den Unterschied zwischen den einzelnen islamischen Ausprägungen, wie den Schiiten und Sunniten. „Die Schiiten berufen sich nicht nur auf den Koran und die Sunna, sondern auch auf Aussagen der Imame“. Wichtigster Punkt seines Vortrags ist aber die Lebensphilosophie der Muslime. So erklärt der gebürtige Berliner mit türkischen Wurzeln, dass jeder Muslim nach Vollkommenheit strebt.

Drei große Probleme

Dabei sieht er aber auch Schwächen in der Religion. „Es gibt drei große Probleme, das ist zum einen die fehlende Bildung. Praktiziert man den Islam nur nach Hörensagen, dann ist das eine große Gefahr.“ Zum anderen sei Armut ein Problem. Extremisten hätten es leicht, arme Menschen anzuwerben. „Aber auch die Zerstrittenheit in der islamischen Welt ist ein großes Problem. Muslime untereinander bekommen es nicht hin, auf einen Nenner zu kommen. Das schaffen sie auch mit anderen Religionen nicht“, erklärt er.

Das Publikum hört seinem Vortrag aufmerksam zu, hat aber danach auch kritische Fragen. So will ein Zuhörer wissen, wie offen der Islam zu anderen Religionen ist. „In einem Asylheim wollte jemand vom Islam zum Christentum wechseln, er wurde von seinem Landsmann fast erschlagen. Was sagt der Islam dazu?“ Kayyar Kocak weiß, dass das ein Problem ist. „Der Wechsel von Religionen sollte aus freien Stücken passieren. Es gibt aber Muslime, denen das nicht passt, hier gibt es Gesprächsbedarf.“

Es gibt viele Muslime, die offen sind

Einem anderen Gast schaudert es beim Gedanken an den vollkommenen Menschen. „Steckt in dieser Bestrebung eine Gefahr?“, will er wissen. Nach Tayyar Kocaks Einschätzung nicht. „Es gibt viele Muslime, die offen sind. Wichtig ist, dass jeder so sein Leben gestalten soll, wie er möchte.“ Eine andere Zuhörerin möchte wissen, warum so wenig islamische Länder Flüchtlinge aufnehmen. Das fragt sich auch der Referent. „Da muss man die Länder selbst fragen. Sie haben eigentlich genug Geld, um Menschen aufzunehmen. Vor Kurzem habe ich gehört, dass Katar gerademal sieben Flüchtlinge aufgenommen hat. So was geht nicht“, sagt Kayyar Kocak.

Nach zweieinhalb Stunden ist die Veranstaltung zu Ende. Auch danach nutzten noch viele Bautzener die Gelegenheit, um mit Kayyar Kocak zu sprechen. Der nächste Vortrag findet am 7. Dezember im Bischof-Benno-Haus statt. Dann geht es um die Frage, warum deutsche Jugendliche in den Dschihad ziehen.