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175 Jahre Stahl aus Riesa

Das Stadtmuseum erinnert in einer Ausstellung daran, wie der Grundstein für die Stahlstadt gelegt wurde – und zeigt auch das Leben abseits des Werks.

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© Stadtmuseum/Heike Schlorke

Von Britta Veltzke

Riesa. Leicht vorstellbar, dass die Schwierigkeit, eine Ausstellung zusammenzustellen, mit der Anzahl der Fotos und Bilder steigt, die zur Verfügung stehen. Selten dürften die Mitarbeiter des Stadtmuseums so viel Mühe gehabt haben, die besten Motive auszusuchen wie bei den Vorbereitungen für die Schau „175 Jahre Riesaer Stahltradition“. Museumschefin Maritta Prätzel winkt ab: „Ach, wir hatten Tausende Bilder.“ Klar: In 175 Jahren kommt so einiges zusammen, besonders bei dem Thema Stahl in Riesa. Zu den unzähligen Fotos kommen Zeichnungen und Gemälde aus den Anfangsjahren. Begonnen hat die Riesaer Stahltradition 1843. Nach Informationen des Stadtmuseums bestätigte das Sächsische Ministerium des Inneren den Gebrüdern Alexander und Heinrich Schönberg in jenem Jahr, das erste Eisenhüttenwerk zu betreiben. Allerdings nicht in Riesa, sondern in Gröba – damals noch eine eigene Gemeinde. „Damit wurde die Entwicklung zu einem bedeutenden sächsischen Industriestandort eingeleitet. Kein anderer Industriezweig hat die Region so geprägt“, heißt es vom Stadtmuseum zu der Ausstellung. Die Schau wird am Freitag, 23. März, feierlich eröffnet und wird bis Juni im Haus am Poppitzer Platz zu sehen sein.

Ab 1975 wurden im Stahl- und Walzwerk Riesa auch Konsumgüter produziert, unter anderem Zaunfelder.
Ab 1975 wurden im Stahl- und Walzwerk Riesa auch Konsumgüter produziert, unter anderem Zaunfelder. © Stadtmuseum/Heike Schlorke
Ein weiteres Foto der Ausstellung zeigt einen Chargierkran beim Befüllen eines Siemens-Martin-Ofens im Martinwerk II.
Ein weiteres Foto der Ausstellung zeigt einen Chargierkran beim Befüllen eines Siemens-Martin-Ofens im Martinwerk II. © Stadtmuseum/Heike Schlorke
Im Nachtsanatorium an der Klötzerstraße konnten Arbeiter abseits ihrer Familien absteigen.
Im Nachtsanatorium an der Klötzerstraße konnten Arbeiter abseits ihrer Familien absteigen. © Stadtmuseum/Heike Schlorke

Wie bei allen Ausstellungen, die an das Leben vieler Riesaer anknüpfen, ist sich die Museumschefin sicher, dass auch dieses Thema auf hohes Interesse stoßen wird. Zu sehen sein werden Bilder der anstrengenden Arbeit – monströse Hochöfen und glühendes Metall. Aber nicht nur. „Es kam uns auch darauf an, das Leben abseits des Stahlwerks zu zeigen“, erklärt Maritta Prätzel. So hatte der Betrieb vor allem zu DDR-Zeiten einen großen Einfluss auf das alltägliche und kulturelle Leben in der Stadt. „Es gab eine ganze Menge Einrichtungen, die dem VEB Rohrkombinat Stahl- und Walzwerk zugeordneten waren. Übrigens nicht nur in Riesa“, so Prätzel. „Es gab zum Beispiel Ferienheime in Binz, Wehlen, Moritzburg und Steinbach. Die Stahlwerker konnten sich für einen Urlaub dort bewerben.“ Ein bisschen ausspannen konnten die Arbeiter aber auch in Riesa: im sogenannten Nachtsanatorium. Auch davon erzählt die Ausstellung. „Das Nachtsanatorium in der Klötzerstraße war dafür gedacht, dass die Arbeiter abseits ihrer Familien eine ruhige Nacht verbringen konnten, wie in einer Art Pension“, erklärt Prätzel. Ihrer Information nach, war es das erste Nachtsanatorium in der DDR.

Die Ausstellungseröffnung beginnt am Freitag, 23. März, um 19 Uhr im Haus am Poppitzer Platz. Der Eintritt für die Veranstaltung ist frei. Ab Sonntag, 25. März, ist die Ausstellung regulär zu den Öffnungszeiten des Stadtmuseums zu sehen. Eintritt: 2,50 Euro, Senioren zwei Euro.

Die SZ würde gerne einen weiteren Artikel über das Nachtsanatorium schreiben. Wer kennt die Einrichtung aus eigener Erfahrungen? Zeitzeugen können sich per E-Mail an [email protected] oder Post an die SZ-Redaktion wenden: Hauptstraße 56, 01587 Riesa.