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150 000 Euro Schaden im Reitstall

Ein Reitstall in Großgrabe ist in der Nacht zu Donnerstag vollständig niedergebrannt. Der Eigentümer und die Polizei gehen von Brandstiftung aus.

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© René Plaul

Von Frank Oehl

Großgrabe. Am Tag nach dem Großbrand auf dem Reiterhof in Großgrabe bietet sich ein schreckliches Bild. Das komplette Stallgebäude ist niedergebrannt. Besitzerin Conny Urban ist noch immer fassungslos. „Wir wissen wirklich nicht, wie es weitergehen soll.“ Erst im März waren dem Gutshofbetreiber fünf wertvolle Kutschen in Dresden durch Feuer zerstört worden (die SZ berichtete). Und nun folgt bereits der nächste Nackenschlag. Jetzt ist gewissermaßen der Hauptsitz des Vereins für Pferde und Landwirtschaft „Peritur“ selbst angegriffen worden. „Das war wieder Brandstiftung“, sagt Urban. „Wir haben alle Veranstaltungen abgesagt und alle Buchungen storniert.“

Noch mehr entsetzt die Pferdeliebhaber aus Großgrabe aber die Brutalität der Täter. „Hoffentlich werden es alle Pferde schaffen“, sagt die Besitzerin, indem sie nach Balou und Lacky schaut. Beide waren mit mehr als 30 Pferden im Stall, als das Feuer ausbrach. Sie waren die letzten, die noch gerettet wurden. Bei einem der beiden hatte der Schwanz sogar schon Feuer gefangen. Wie apathisch stehen Balou und Lacky jetzt da. Man spürt, wie sie mit Schock und Rauchgasvergiftung zu kämpfen haben. Conny Urban stehen die Tränen in den Augen. Gerade erst hatte sich der Verein von den Folgen des letzten Brandes in Dresden erholt. Im ersten Stock des Reitstalls befand sich ein Museum von historischen Reit- und Kutschengegenständen. Eine historische Kutsche konnte nicht gerettet werden, vier Kutschen wurden in Sicherheit gebracht. Urban: „Dabei ist die Sanierung des Hauses gerade ein Jahr her.“ Das Dach und auch die Solaranlage ist hin. Die Polizei gibt den Schaden mit mindestens 150 000 Euro an. In Großgrabe ist man sich sicher: Was hier passiert, ist kein Zufall, sondern Schikane: „Erst die angezündeten Kutschen in Dresden, dann aufgeschnittene Koppelzäune und nun das hier.“

Was war in der Nacht zu Donnerstag passiert? Gegen 21.15 Uhr hatte der zwölf-jährige Sohn des Reiterhof-Betreibers bemerkt, dass Flammen aus dem Stallgebäude schlugen. Er alarmierte sofort die Feuerwehr und danach die Angestellten des Reiterhofes. Denen gelang es mit Mühe, alle im Stall untergebrachten Tiere – 32 Pferde und ein Rind – vor den Flammen zu retten. Die Hof-Betreiber selbst waren geschäftlich unterwegs, eilten aber sofort zum Brandort und halfen beim Löschen des Feuers. Dort kamen insgesamt 85 Kameraden der umliegenden Feuerwehren zum Einsatz. Ihnen gelang es, den Brand in unmittelbarer Nähe der Kirche unter Kontrolle zu bringen. Die Bundesstraße 97 blieb bis zum Ende der Löscharbeiten in den frühen Morgenstunden für den Verkehr voll gesperrt; die Feuerwehr übernahm die Brandwache. Auch am Freitag war die Glut noch nicht vollständig erloschen.

Noch in der Tatnacht hat die Kripo die Ermittlungen zu den Hintergründen des Brandes aufgenommen. Ursachenermittler waren und sind vor Ort. Deren Einsatz ist jedoch erst möglich, wenn der Brandort glutfrei und damit begehbar ist.

Wie soll es nun im Verein „Peritur“ weitergehen, der sich nach einem ausgeklügelten Sozialkonzept auf die Reitausbildung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert hat? Conny Urban: „Wir brauchen erst einmal ein paar Tage, um die Nerven zu sammeln und die Situation zu verarbeiten“. Auf alle Fälle würden schon bald helfende Hände gebraucht, heißt es. Und Geld für den Wiederaufbau. Viel Geld.

Das Spendenkonto nach dem letzten Brand gibt es noch: Peritur-Rittergut Großgrabe e.V. IBAN: DE15855 900 000 304351 500; BIC: GENODEF1BZV