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100 Millionen Stück Seife aus Riesa

Seifen aus einem Stück sind out. Die Menschen mögen sie nicht mehr, sagte gestern der Geschäftsführer der Kappus Seifen GmbH Riesa, Wieland Zeppan. Zeppans Betrieb ist jetzt 100 Jahre alt. Seine Blütezeit...

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Seifen aus einem Stück sind out. Die Menschen mögen sie nicht mehr, sagte gestern der Geschäftsführer der Kappus Seifen GmbH Riesa, Wieland Zeppan. Zeppans Betrieb ist jetzt 100 Jahre alt. Seine Blütezeit hatte er in der DDR. Aber es produziert jährlich immer noch 100 Millionen Stück Seife in 140 Sorten. Es ist das Kerngeschäft eines Betriebes mit einer wechselvollen, aber erfolgreichen Geschichte.

Die fast 90 Mitarbeiter erwirtschaften heute einen stabilen Umsatz von etwa 17 Millionen Euro im Jahr. Der Gewinn ist allerdings bescheiden, so Zeppan. Mit Seife ist kein großes Geld zu verdienen. Preise über einen Euro pro Stück sind selten. Seife war und ist billig. Die Schönheitsseife „Ballett“ kostete zu DDR-Zeiten 1,20 Mark,

Bescheidenheit und Flexibilität sind für Wieland Zeppan deshalb entscheidende Tugenden. Sowjetische Nachbauten zur Trocknung und Konfektionierung der Seife sind noch immer in Betrieb, genau wie eine italienische Packmaschine aus den 1950ern. Auch das Werk selbst zeigt außen und innen echten DDR-Chic.

Der Moderne verschlossen hat man sich in Riesa-Gröba dennoch nicht. Seit 1996, vier Jahre nach der Übernahme durch die Kappus-Gruppe, wird dort auch Flüssigseife entwickelt und hergestellt: 1600 Tonnen pro Jahr in 80 Sorten. Die mögen vor allem Deutsche und Japaner – obwohl sie teurer ist und nicht so lange hält, sagt Zeppan. In anderen Ländern hält sich die Nachfrage nach Flüssig- und Festseife wohl die Waage. 60 Prozent der Riesaer Produkte mit dem schwarz-weißen Katzenkopf als Markenzeichen gehen in den Export. Fast alle europäischen Länder werden bedient, außerdem Nord- und Lateinamerika, der Iran und Asien.

Blütezeit in den 1980ern

Besonders gute Kunden sind die Franzosen. Ein Großauftrag aus Paris sorgte dafür, dass seit etwa einem Jahr in drei Schichten und auch sonnabends gearbeitet wird. In deutschen Geschäften ist die Marke Kappus eher unauffällig. 80Prozent der Produktion verlassen anonym im Auftrag großer Handelskonzerne das Werk. Allerdings gibt es mit dem Seifeneck auch einen Werksverkauf in Riesa.

Seit Mai 1910 ließ die Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Consumverein in der Elbestadt Seife und Waschmittel produzieren. In den 1980ern – der Blütezeit des Werkes – wurden dort 20000 Jahrestonnen von etwa 500 Mitarbeitern produziert. 80Prozent des Seifenbedarfs der DDR wurden von Riesa aus gedeckt. Heute wird wieder über die Hälfte des DDR-Produktionsvolumens erreicht.

Noch in den Wendejahren hatte der Konsum kein Konzept parat. „Entweder Ihr findet einen Investor oder der Betrieb wird zugemacht“, lautete damals die Ansage. Mit sieben Firmen wurde verhandelt, einig wurde man sich mit Kappus. Das Familienunternehmen produziert auch in Offenbach in Hessen und in Krefeld in Nordrhein-Westfalen. Kappus ist nach eigenen Angaben der größte Seifenhersteller in Mittel- und Westeuropa. Antje Becker

www.kappus-seife.de